Der Experte, der sich selber TOP überwacht

D. Scognamiglio
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Der Bundes­rat hat einen Im­mo­bi­li­en­spe­zia­li­sten in den Ver­wal­tungs­rat der Pfand­brief­bank ge­wählt, die des­sen Sys­tem zur Be­wer­tung von Im­mo­bi­li­en ver­wen­det.

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David Schaffner

Der Ber­ner Do­na­to Sco­gna­mi­glio ist der wohl be­kann­tes­te Im­mo­bi­li­en­ex­per­te der Schweiz. Als Ge­schäfts­füh­rer der Fir­ma Ia­zi hat er ein Sys­tem zur Be­wer­tung von Häu­sern ent­wic­kelt, das dank sta­tis­ti­schen Me­tho­den die Prei­se mit dem tat­säch­li­chen Markt­ni­veau ver­gleich­bar macht. In der Fach­spra­che ist von einem «he­do­ni­schen Mo­dell» die Re­de. An der Uni­ver­si­tät Bern lehrt Sco­gna­mi­glio als Ti­tu­lar­pro­fes­sor.

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Die Pfandbriefbank

Bank der Banken

Die Pfand­brief­bank be­fin­det sich im Be­sit­ze gros­ser und klei­ner Ban­ken und ist ein In­sti­tut mit be­son­ders ho­hen Si­cher­heits­mass­nah­men. Sie emit­tiert Pfand­brie­fe und ge­währt aus dem Er­lös den Mit­glie­der­ban­ken güns­ti­ge Dar­le­hen ge­gen hy­po­the­ka­ri­sche Dec­kung, wo­bei nur die si­cher­sten Hy­po­the­ken zum Zug kom­men sol­len. Die Ban­ken re­fi­nan­zie­ren mit den Dar­le­hen einen Teil der Hy­po­the­ken. En­de Sep­tem­ber be­trug der Wert sämt­li­cher ih­rer Pfand­brie­fe 55 Mil­li­ar­den Fran­ken. Dies macht 6,2 Pro­zent des Hy­po­the­kar­vo­lu­mens in der Schweiz aus.

Das Be­wer­tungs­mo­dell von Ia­zi stützt auf tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­sen von ver­gleich­ba­ren Im­mo­bi­li­en. Um eine Be­wer­tung vor­neh­men zu kön­nen, be­nö­tigt das Sys­tem An­ga­ben wie den Stand­ort der Im­mo­bi­lie, das Bau­jahr, den Zu­stand, die Bau­qua­li­tät oder die Flä­che. Für die Buch­füh­rung der Ban­ken gilt seit August das Nie­derst­wert­prin­zip. Die­ses be­sagt, dass von ver­schie­de­nen Be­wer­tungs­me­tho­den je­nes ver­wen­det wer­den muss, das den tief­sten Wert er­gibt. Ne­ben der he­do­ni­schen Me­tho­de be­steht die Mög­lich­keit, Im­mo­bi­li­en auf­grund des Er­trags­werts, des Sach­werts oder des tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­ses zu be­wer­ten. Für die Buch­füh­rung ist al­so nicht stets die Ia­zi-Be­wer­tung mass­geb­lich.

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Die Pfand­brie­fbank

Bank der Banken

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Die Pfand­brief­bank be­fin­det sich im Be­sit­ze gros­ser und klei­ner Ban­ken und ist ein In­sti­tut mit be­son­ders ho­hen Si­cher­heits­mass­nah­men. Sie emit­tiert Pfand­brie­fe und ge­währt aus dem Er­lös den Mit­glie­der­ban­ken güns­ti­ge Dar­le­hen ge­gen hy­po­the­ka­ri­sche Dec­kung, wo­bei nur die si­cher­sten Hy­po­the­ken zum Zug kom­men sol­len. Die Ban­ken re­fi­nan­zie­ren mit den Dar­le­hen einen Teil der Hy­po­the­ken. En­de Sep­tem­ber be­trug der Wert sämt­li­cher ih­rer Pfand­brie­fe 55 Mil­li­ar­den Fran­ken. Dies macht 6,2 Pro­zent des Hy­po­the­kar­vo­lu­mens in der Schweiz aus.

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Das Be­wer­tungs­mo­dell von Ia­zi stützt auf tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­sen von ver­gleich­ba­ren Im­mo­bi­li­en. Um eine Be­wer­tung vor­neh­men zu kön­nen, be­nö­tigt das Sys­tem An­ga­ben wie den Stand­ort der Im­mo­bi­lie, das Bau­jahr, den Zu­stand, die Bau­qua­li­tät oder die Flä­che. Für die Buch­füh­rung der Ban­ken gilt seit August das Nie­derst­wert­prin­zip. Die­ses be­sagt, dass von ver­schie­de­nen Be­wer­tungs­me­tho­den je­nes ver­wen­det wer­den muss, das den tief­sten Wert er­gibt. Ne­ben der he­do­ni­schen Me­tho­de be­steht die Mög­lich­keit, Im­mo­bi­li­en auf­grund des Er­trags­werts, des Sach­werts oder des tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­ses zu be­wer­ten. Für die Buch­füh­rung ist al­so nicht stets die Ia­zi-Be­wer­tung mass­geb­lich.

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Graik

Seit 2007 sitzt er über­dies im Ver­wal­tungs­rat der Pfand­brief­bank, die den Ban­ken Kre­di­te für die Re­fi­nan­zie­rung von Hy­po­the­kar­dar­le­hen zur Ver­fü­gung stellt. In das Gre­mi­um ge­wählt hat ihn der Bun­des­rat, der das Recht hat, eines von sie­ben Mit­glie­dern zu stel­len. Kürz­lich wur­de sei­ne Wahl bis Ende 2018 er­neu­ert, wo­ran sich die Zür­cher SP-Na­tio­nal­rä­tin Jac­que­li­ne Bad­ran stört. Sie be­fürch­tet ein Klum­pen­ri­si­ko im Im­mo­bi­li­en­markt.

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Fragen an den Bundesrat

Tat­säch­lich kommt Sco­gna­mi­glios Sys­tem eine gros­se Be­deu­tung zu. Die Pfand­brief­bank wie auch meh­re­re ih­rer Kun­den wie Cre­dit Suis­se oder die Raiff­eisen­ban­ken ar­bei­ten aus­schliess­lich oder haupt­säch­lich mit dem Pro­gramm. Auf dem Markt gä­be es etab­lier­te Kon­kur­renz­pro­duk­te. Die Pro­gram­me sind wich­tig, weil sie einen Ein­fluss dar­auf ha­ben kön­nen, mit wel­chen Wer­ten Im­mo­bi­li­en in den Bü­chern der Ban­ken ste­hen. Dies wied­er­um hat einen Ein­fluss dar­auf, wie de­ren Eigen­ka­pi­tal aus­ge­stal­tet sein muss und wie gut sie Kri­sen über­ste­hen.

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In einer par­la­men­ta­ri­schen In­ter­pel­la­ti­on stellt Bad­ran das Man­dat Sco­gna­mi­glios in­fra­ge. «Ich möch­te wis­sen, ob es der Bun­des­rat für an­ge­mes­sen hält, dass die­sel­be Fir­ma die Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung für die je­wei­li­gen Hy­po­the­kar­ban­ken und für die Pfand­brief­bank vor­nimmt», er­klärt sie dem TA. «Wä­ren zwei Fir­men mit un­ter­schied­li­chen Me­tho­den nicht bes­ser?»

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Die Pfand­brief­bank be­fin­det sich im Be­sit­ze gros­ser und klei­ner Ban­ken und ist ein In­sti­tut mit be­son­ders ho­hen Si­cher­heits­mass­nah­men. Sie emit­tiert Pfand­brie­fe und ge­währt aus dem Er­lös den Mit­glie­der­ban­ken güns­ti­ge Dar­le­hen ge­gen hy­po­the­ka­ri­sche Dec­kung, wo­bei nur die si­cher­sten Hy­po­the­ken zum Zug kom­men sol­len. Die Ban­ken re­fi­nan­zie­ren mit den Dar­le­hen einen Teil der Hy­po­the­ken. En­de Sep­tem­ber be­trug der Wert sämt­li­cher ih­rer Pfand­brie­fe 55 Mil­li­ar­den Fran­ken. Dies macht 6,2 Pro­zent des Hy­po­the­kar­vo­lu­mens in der Schweiz aus.

Das Be­wer­tungs­mo­dell von Ia­zi stützt auf tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­sen von ver­gleich­ba­ren Im­mo­bi­li­en. Um eine Be­wer­tung vor­neh­men zu kön­nen, be­nö­tigt das Sys­tem An­ga­ben wie den Stand­ort der Im­mo­bi­lie, das Bau­jahr, den Zu­stand, die Bau­qua­li­tät oder die Flä­che. Für die Buch­füh­rung der Ban­ken gilt seit August das Nie­derst­wert­prin­zip. Die­ses be­sagt, dass von ver­schie­de­nen Be­wer­tungs­me­tho­den je­nes ver­wen­det wer­den muss, das den tief­sten Wert er­gibt. Ne­ben der he­do­ni­schen Me­tho­de be­steht die Mög­lich­keit, Im­mo­bi­li­en auf­grund des Er­trags­werts, des Sach­werts oder des tat­säch­li­chen Ver­kaufs­prei­ses zu be­wer­ten. Für die Buch­füh­rung ist al­so nicht stets die Ia­zi-Be­wer­tung mass­geb­lich.

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Bezüg­lich der Per­son Sco­gna­mi­glio möch­te Jac­que­li­ne Bad­ran wis­sen: «Ist ein Ver­wal­tungs­rat zweck­mäs­sig ein­ge­setzt, der die volks­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen wah­ren soll­te und die­je­ni­gen Ri­si­ken be­auf­sich­tigt, die sei­ne Fir­ma be­rech­net?» Ver­lies­sen sich all­zu vie­le Markt­teil­neh­mer auf das glei­che Sys­tem, be­ste­he die Ge­fahr, dass mög­li­che Fehl­lei­stun­gen nicht er­kannt wür­den. «Im Im­mo­bi­li­en­markt herrscht ein sys­tem­in­ter­ner Op­ti­mis­mus», ist Bad­ran über­zeugt. «Die gan­ze Bran­che hat ein In­ter­es­se, Ri­si­ken klein­zu­re­den.» Sie er­in­nert an die Schwei­zer Im­mo­bi­li­en­kri­se in den 90er-Jah­ren so­wie an den Crash in den USA 2007. Der Schwei­zer Markt mit sei­nem Hy­po­the­kar­vo­lu­men von 865 Mil­li­ar­den Fran­ken hat einen An­teil von rund 136 Pro­zent am Brut­to­in­land­pro­dukt von 635 Mil­liar­den Fran­ken (Stand 2013).

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Prob­le­ma­tisch ist laut Bad­ran ins­be­son­de­re, dass Raiff­eisen wie auch die Pfand­brief­bank mit dem glei­chen Sys­tem ar­bei­te­ten. «Die In­ter­es­sen die­ser In­sti­tu­tio­nen sind ge­gen­sätz­lich», ist sie über­zeugt. Die Pfand­brief­bank sei von Ge­set­zes we­gen ver­pflich­tet, nur die si­cher­sten Hy­po­the­ken zu re­fi­nan­zie­ren. Sie ha­be ein In­ter­es­se an einer kon­ser­va­ti­ven, eher tie­fen Be­wer­tung. «Raiff­eisen hin­ge­gen hat ihr Hy­po­the­kar­vo­lu­men seit 2008 um 47 Pro­zent auf rund 149 Mil­li­ar­den aus­ge­wei­tet und hat ein In­ter­esse dar­an, dass be­lehn­te Im­mo­bi­li­en TOP mög­lichst hoch ein­ge­schätzt wer­den», meint Bad­ran. «Wird eine Im­mo­bi­lie hö­her be­wer­tet als ihr Kauf­preis, ist die Hy­po­thek im Ver­hält­nis klei­ner. Sie wirkt we­ni­ger ris­kant.» We­gen ih­res gros­sen An­teils am Hy­po­the­kar­markt hat die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank die Raiff­eisen im Som­mer für sys­tem­re­le­vant er­klärt. Raiffeisen-Sprecher Franz Würth be­strei­tet auf An­fra­ge das an­geb­lich ge­gen­sätz­li­che In­ter­es­se: «Wir wür­den uns sel­ber scha­den, wenn wir Im­mo­bi­li­en zu hoch be­wer­ten wür­den. Das Ri­si­ko von Ver­lus­ten stie­ge.» Die Bank wei­se eine per­ma­nent sin­ken­de Ver­lust­quo­te aus, wo­durch sich die Vor­sicht auch buch­hal­te­risch nach­wei­sen las­se.

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Verzicht auf Stellungnahme

Der Bun­des­rat äus­sert sich auf An­fra­ge nicht zur um­strit­te­nen Wahl. «Fra­gen wer­den im Rah­men der Be­ant­wor­tung der In­ter­pel­la­ti­on er­fol­gen», heisst es. Ge­ne­rell sei die «Ex­per­ti­se im Im­mo­bi­li­en­be­reich mass­geb­lich». Auch die Fi­nanz­markt­auf­sicht Fin­ma hält sich zu­rück: «Wir be­grüs­sen es, wenn Ver­wal­tungs­rä­te pri­mär nach fach­li­chen Kri­te­ri­en er­nannt wer­den.» Wich­tig sei, dass ein Gre­mi­um ge­samt­haft breit auf­ge­stellt sei. Mit Do­na­to Sco­gna­mi­glio und dem Pfand­brief­bank-Ge­schäfts­füh­rer, Ro­bert Ho­rat, hat der «Ta­ges-An­zei­ger» aus­führ­li­che Ge­sprä­che ge­führt und sie mit den Fra­gen Bad­rans kon­fron­tiert. Spä­ter ha­ben bei­de ih­re Be­grün­dun­gen, wes­halb das Man­dat Sco­gna­mi­glios kei­ne Ge­fahr eines Klum­pen­ri­si­kos ber­ge, zu­rück­ge­zo­gen. Sie ver­zich­ten auf eine Stel­lung­nah­me.

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Der So­lo­thur­ner CVP-Stän­de­rat und Ban­ken­ex­per­te Pir­min Bi­schof kann die Kri­tik Bad­rans nicht nach­voll­zie­hen. «In Gr­emi­en wie dem Pfand­brief­bank-Ver­wal­tungs­rat braucht es aus­ge­wie­se­ne Fach­ex­per­ten», ar­gu­men­tiert er. «Sol­che Per­so­nen fin­den sich nur in Krei­sen, die ge­schäft­lich im glei­chen Be­reich tä­tig sind.» Auch der Um­stand, dass die Pfand­brief­bank und ge­wis­se Hy­po­the­kar­ban­ken das glei­che Be­wer­tungs­sys­tem ver­wen­den, hält Bi­schof für ver­tret­bar. «Wenn ein Sys­tem gut ist, setzt es sich auf dem Markt eben durch.»

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