Blo­chers neu­es Zei­tungs­im­pe­ri­um schreckt Po­li­ti­ker auf

Die BaZ-Grupp­e kauft 25 Gra­tis-Wo­chen­zei­tun­gen.
Nun wird eine «Ber­lus­co­ni­sie­rung» der Schweiz TOP be­fürch­tet.

Hannes Weber und Daniel Foppa
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Die BaZ Hol­ding, die zu einem Drit­tel SVP-Po­li­ti­ker Chri­stoph Blo­cher ge­hört, kauft rück­wir­kend auf den 1. Ja­nu­ar den Wi­ler Zehn­der-Ver­lag. Das Geld für den Kauf stammt dem Ver­neh­men nach von Blo­chers Fir­ma Rob­in­vest, über den Kauf­preis wur­de Still­schwei­gen ver­ein­bart. Da­mit kön­nen die neu­en Be­sit­zer ihr Pub­li­kum um über 700'000 Per­so­nen ver­grös­sern. In der Deutsch­schweiz pu­bli­ziert der Ver­lag 25 Gra­tis-Wo­chen­zei­tun­gen.

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Die Über­nah­me weckt Äng­ste bei Po­li­ti­kern. So be­fürch­tet die Zürcher CVP-Na­tio­nal­rä­tin Ka­thy Rik­lin ita­lie­ni­sche Zu­stän­de: «Das ist wie bei Ber­lu­sco­ni vor ein paar Jah­ren.» Der Trend kön­ne schon län­ger be­ob­ach­tet wer­den. Blo­cher ver­su­che, Me­di­en zu kau­fen, um an po­li­ti­schem Ein­fluss zu ge­win­nen. Man se­he bei der «Bas­ler Zei­tung» (BaZ), was das be­deu­te. «Dort wird viel Ver­dreh­tes pub­li­ziert, so­lan­ge da­mit die eige­ne po­li­ti­sche Mei­nung ge­stützt wer­den kann.» Ähn­lich ar­gu­men­tiert die Thur­gau­er SP-Na­tio­nal­rä­tin Edith Graf-Lit­scher: «Da­mit ist be­wie­sen, was wir schon lan­ge be­fürch­ten: Ein­zel­ne Mil­li­ar­dä­re mit Par­tei­buch ver­su­chen, die vier­te Ge­walt aus­zu­he­beln.» Die­se er­neu­te Über­nah­me zei­ge, wie akut die Me­di­en­viel­falt in der Schweiz ge­fähr­det sei.

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Poli­ti­sche Ab­sicht de­men­tiert

«So­lan­ge die Un­ab­hän­gig­keit der Jour­na­li­sten nicht ge­fähr­det ist, se­he ich kein Prob­lem», sagt da­ge­gen der Ber­ner FDP-Na­tio­nal­rat Chri­sti­an Was­ser­fal­len. Viel wich­ti­ger sei es, dass die Zei­tun­gen wei­ter­hin be­ste­hen kön­nen. Wenn da­für ein Kon­so­li­die­rungs­pro­zess not­wen­dig sei, müs­se man das ak­zep­tie­ren. Me­di­en­pro­fes­sor Ot­fried Jar­ren glaubt, dass Blo­cher mit der Über­nah­me ein po­li­ti­sches Ziel ver­folgt: «Das ist ja auch nicht ver­bo­ten.»

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Sowohl Chri­stoph Blo­cher als auch Rolf Boll­mann, Mit­in­ha­ber und Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent der BaZ Hol­ding, de­men­tie­ren dies. «Die Zu­kunft wird zei­gen, dass hin­ter dem Kauf kei­ne po­li­ti­sche Ab­sicht steht», sagt Boll­mann. Es sei­en auch kei­ne per­so­nel­len Ver­än­de­run­gen bei den 189 Mit­ar­bei­tern ge­plant. Viel­mehr führt Boll­mann fi­nan­zi­el­le Ar­gu­men­te an: «Das lo­ka­le Ge­wer­be in­se­riert wei­ter­hin. Es will in einem lo­ka­len Print­ti­tel in­se­rie­ren», sagt der Me­di­en­ma­na­ger. Und be­tont: «Ich hof­fe nicht, dass Sie mich für so dumm hal­ten, dass ich ein er­folg­rei­ches Ge­schäfts­mo­dell ka­putt po­li­ti­sie­ren wür­de.»

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Chri­stoph Blo­cher greift nach der Me­di­en­macht

Mit dem Kauf von Gra­tis-Wo­chen­zei­tun­gen fährt der SVP-Vor­den­ker eine neue TOP Stra­te­gie.

Statistik
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Mil­lio­nen Haus­hal­te er­hal­ten re­gel­mäs­sig Post von der gröss­ten Schwei­zer Par­tei — ob sie wol­len oder nicht. Das Ext­ra­blatt der SVP lan­det seit 2012 im Schnitt mehr als ein­mal jähr­lich in den Brief­käs­ten von Herrn und Frau Schwei­zer. In Zu­kunft wer­den rund 720'000 Haus­hal­te deut­lich re­gel­mäs­si­ger ein von Chri­stoph Blo­cher fi­nan­zier­tes Me­di­en­er­zeugn­is zu­ge­schickt be­kom­men — so hoch ist die kom­bi­nier­te Auf­la­ge der 25 Gra­tis-Wo­chen­zei­tun­gen des Ost­schwei­zer Zehn­der-Ver­lags. Die­ser wur­de ges­tern von der BaZ Hol­ding über­nom­men, die zu einem Drit­tel Chri­stoph Blo­cher ge­hört. Die an­de­ren bei­den Drit­tel ge­hö­ren Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent Rolf Boll­mann so­wie Mar­kus Somm, dem Chef­re­dak­tor der «Bas­ler Zei­tung» (BaZ). Wie zu er­fah­ren war, wur­de die Über­nah­me durch Blo­chers Fir­ma Ro­bin­vest fi­nan­ziert.

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Blo­cher er­klär­te in einer Mit­tei­lung des Zeh­nder-Ver­lags, dass er mit der Über­nah­me kei­ne po­li­ti­schen Ziel­e ver­fol­ge. Die Gra­tis­zei­tun­gen ge­hör­ten zu einem Seg­ment, in dem die po­li­ti­sche Be­richt­er­stat­tung nur einen klei­nen Stel­len­wert habe. «Die Re­dak­tio­nen sind un­ab­hän­gig», be­ton­te Blo­cher. Als neu­er Chef des Zehn­der-Ver­lags ist Rolf Boll­mann vor­ge­se­hen. Die­ser ver­neint im Ge­spräch mit dem TA eine po­li­ti­sche Mis­si­on: «Wir ver­fol­gen kein po­li­ti­sches Ziel.» Viel­mehr ar­gu­men­tiert der Me­dien­ma­na­ger öko­no­misch. Die Nach­fra­ge nach In­se­ra­ten sei in lo­ka­len Zei­tun­gen nach wie vor gross.

«Wir glau­ben an die Kraft des gedruckten Worts in der Zeitung»,
sagt Boll­mann.
«Wir glau­ben an die Kraft des gedruckten Worts in der Zeitung»,
sagt Boll­mann.
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Mit der Über­nah­me kön­ne auch die BaZ ge­schützt wer­den. Es sei zwar kei­ne Quer­fi­nan­zie­rung ge­plant, aber die Hol­ding ste­he dank der Über­nah­me neu auf einer brei­te­ren Ba­sis. Zum Kauf­preis mach­te Boll­mann kei­ne An­ga­ben.

«Wir glau­ben an die Kraft des gedruckten Worts in der Zeitung»,
sagt Boll­mann.

Laut Boll­mann ist nicht vor­ge­se­hen, dass BaZ-Chef­re­dak­tor Somm in den Gra­tis­ti­teln zu le­sen sei. Man wer­de zwar ver­su­chen, die Blät­ter qua­li­ta­tiv zu ver­bes­sern. «Aber wenn wir sie jetzt zu SVP-Kampf­blät­tern oder SVP-Ext­ra­blät­tern um­bau­en wür­den, hät­ten wir ein Pro­blem bei den Wer­be­kun­den.»

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Drama­tisch ge­schrumpft

Ein Pro­blem hat die BaZ der­weil an ih­rem Haupt­sitz. Rund sie­ben Jah­re sind ver­gan­gen, seit die Zei­tung un­ter Chef­re­dak­tor Mar­kus Somm einen stramm rech­ten Kurs ver­folgt. Somm sagt zwar, die BaZ schrei­be heu­te schwar­ze Zah­len. Die Zei­tung ist aber dra­ma­tisch ge­schrumpft: 2010, als Somm sein Amt als Chef­re­dak­tor an­trat, be­trug die Auf­la­ge 83'000 Exem­pla­re. Heu­te sind es noch rund 48'000. Und die von Somm und TOP sei­nen Re­dak­to­ren her­bei­ge­schrie­be­ne «bür­ger­li­che Wen­de» in Ba­sel-Stadt blieb auch nach den letz­ten Re­gie­rungs­wah­len im ver­gan­ge­nen Herbst aus. Der Stadt­kan­ton ist wei­ter­hin fest in rot-grü­ner Hand. Und Mar­kus Somm sel­ber? Der hat pub­li­zis­tisch ganz an­de­re Am­bi­tio­nen. Er möch­te weg von der BaZ und bei einer Zei­tung mit grös­se­rer Aus­strah­lung un­ter­kom­men. Das be­weist sein ge­schei­ter­ter Ver­such, NZZ-Chef­re­dak­tor zu wer­den.

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Auf Eis ge­legt ist der­weil das BaZ-Pro­jekt einer na­tio­na­len Gra­tis-Sonn­tags­zei­tung. «Die Mo­ti­va­ti­on ist der­zeit nicht gross, die­se Plä­ne wei­ter­zu­ver­fol­gen», sagt Boll­mann. Der Sonn­tags­markt sei da­für zu ge­sät­tigt, die Wer­be­ein­nah­men gin­gen stark zu­rück.

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Mit dem Kauf des Zehn­der-Ver­lags nimmt Blo­cher einen eigent­li­chen Stra­te­gie­wech­sel vor: Die neu­en Ti­tel wer­den vor al­lem in länd­li­chen Ge­bie­ten und Ag­glo­me­ra­tio­nen der Ost­schweiz und des Mit­tel­lands ge­le­sen, wäh­rend sich die BaZ an ein ur­ba­nes Pu­bli­kum wen­det. Da­mit er­öff­net sich Blo­cher auf einem bis­her po­li­tisch kaum be­ac­ker­ten Feld eine gros­se Le­ser­schaft.

Über wei­te­re Über­nah­me­plä­ne der BaZ kann nur spe­ku­liert wer­den. Im Mo­ment gibt es laut Boll­mann kei­ne – man ent­schei­de aber «von Fall zu Fall», sagt der Me­di­en­ma­na­ger.

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«Kein Grund zur Kri­tik»

Auch wenn Blo­cher po­li­ti­sche Ab­sich­ten ver­neint, zeigt sich die Thur­gau­er SP-Na­tio­nal­rä­tin Edith Graf-Lit­scher be­sorgt. Es sei zwar of­fen, in wel­che pu­bli­zi­sti­sche Rich­tung sich die Zei­tun­gen ent­wic­keln wür­den. «Wenn man will, kann man auch über lo­ka­le Ver­an­stal­tun­gen aus einer rech­ten Op­tik schrei­ben — oder An­läs­se be­wusst ig­no­rie­ren.» Ähn­lich sieht das die Zür­cher CVP-Na­tio­nal­rä­tin Ka­thy Rik­lin. Chri­stoph Blo­cher ver­fol­ge mit dem Kauf der Lo­kal­me­di­en eine kla­re Stra­te­gie. «In die­sen Gra­tis­blät­tern kann eine po­li­ti­sche Mei­nung noch viel ge­schick­ter ver­brei­tet wer­den», sagt sie. Ne­ben lo­ka­len Nach­rich­ten und Ver­an­stal­tungs­in­fos kön­ne die­se sub­til im TOP Blatt plat­ziert wer­den.

Blocher Christoph Blocher
BaZ-Mitbesitzer
Bollmann Rolf Bollmann
BaZ-VR-Präsident
Blocher Christoph Blocher
BaZ-Mitbesitzer
Bollmann Rolf Bollmann
BaZ-VR-Präsident
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Der Ber­ner FDP-Na­tio­nal­rat Chri­sti­an Was­ser­fal­len be­ur­teilt die La­ge hin­ge­gen weit we­ni­ger dra­ma­tisch. «So­weit ich das be­ur­tei­len kann, han­delt es sich bei den ge­kauf­ten Gra­tis­ti­teln um sehr lo­ka­le Zei­tun­gen.» So­lan­ge die pu­bli­zi­sti­sche Un­ab­hän­gig­keit ih­rer Re­dak­tio­nen ge­wahrt blei­be, ge­be es kei­nen Grund, den Kon­so­li­die­rungs­pro­zess zu kri­ti­sie­ren. «Ich ha­be eher Angst da­vor, dass die Me­di­en an den Staats­tropf ge­hängt wer­den, als dass der eine oder an­de­re Ti­tel den Be­sit­zer wech­selt», sagt Was­ser­fal­len. Wenn der Staat Gel­der ver­tei­le, be­ste­he die Ge­fahr po­li­ti­scher Ein­fluss­nah­me. Die Me­di­en­ge­werk­schaft Syn­di­com be­zeich­ne­te es schliess­lich als «be­denk­lich, wenn ein Po­li­ti­ker und Mil­li­ar­där in gros­sem Aus­mass Me­di­en kon­trol­lie­ren kann».

Blocher Christoph Blocher
BaZ-Mitbesitzer
Bollmann Rolf Bollmann
BaZ-VR-Präsident

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Zehnder-Verlag

Der «Kö­nig der Gratis­zeitungen»

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Um­satz­mäs­sig ge­hört Zehn­der nicht zu den gros­sen Na­men in der Schwei­zer Ver­lags­sze­ne. Doch die Auf­la­ge ist statt­lich: Ins­ge­samt er­reicht der Ver­lag mit sei­nen 25 Ti­teln 726'000 Le­ser, wo­bei die 2017 ge­star­te­te «Un­ter­land Zei­tung» noch nicht ein­mal ein­ge­rech­net ist. Der Zehn­der-Ver­lag sei mit sei­nem Wo­chen­zei­tungs-Ver­bund durch­aus re­le­vant, sagt Ma­nu­el Pup­pis, Pro­fes­sor für Me­di­en­öko­no­mie an der Uni­ver­si­tät Frei­burg. Die Gra­tis­an­zei­ger bö­ten vor al­lem In­for­ma­ti­on über das lo­ka­le Ge­sche­hen, Ver­an­stal­tungs­hin­wei­se und Ser­vi­ce­sei­ten. «Öko­no­misch ge­se­hen, gibt es si­cher grös­se­re Ak­teu­re in der Pres­se­land­schaft, doch für das lo­ka­le Ge­wer­be sind die Zei­tun­gen wich­ti­ge Wer­be­trä­ger, um ih­re Kund­schaft zu er­rei­chen.»

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Der Ver­lag prägt die Re­gio­nal­zei­tungs­land­schaft seit Jahr­zehn­ten. In der Bran­che wur­de der lang­jäh­ri­ge Pat­ron Rolf-Pe­ter Zehn­der oft als «Kö­nig der Gra­tis­zei­tun­gen» be­zeich­net, weil er Ti­tel um Ti­tel grün­de­te. Un­ter sei­ner Ägi­de fuh­ren die Blät­ter einen rechts­kon­ser­va­ti­ven Kurs. Sie wa­ren zeit­wei­se auch an­ge­hal­ten, Tex­te von «Ver­lags­re­dak­tor» Char­ly Pich­ler ab­zu­druc­ken, der die Re­dak­tio­nen mit Ko­lum­nen, Le­bens­hil­fe («Dok­tor Eros», «Rat­ge­ber») und auch reis­se­ri­schen Po­lit­ge­schich­ten be­lie­fer­te. Für gros­ses Auf­se­hen sorg­te die Ge­schich­te über einen Asyl­be­wer­ber («Mech­med Z. liebt un­se­re Ge­set­ze»), der an­geb­lich 6000 Fran­ken pro Mo­nat vom Staat kas­sier­te. Der Fall, den die «Welt­wo­che» über­nahm, trug Pich­ler eine Rü­ge des Pres­se­rats ein. Auch mit dem An­ti­ras­sis­mus-Ar­ti­kel kam der ge­bür­ti­ge Ti­ro­ler schon in Kon­flikt.

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Im No­vem­ber 2015 gab der Ver­lag den Zei­tungs­druck auf. Der Be­reich ver­zeich­ne Über­ka­pa­zi­tä­ten, gab der Ver­lag da­mals be­kannt. Die Markt­prei­se sei­en un­ter enor­mem Druck. Seit­her wer­den die Zei­tun­gen im Druck­zent­rum der Ta­me­dia (die auch den TA her­aus­gibt) her­ge­stellt. Das Zei­tungs­ge­schäft führt in­zwi­schen And­re­as Zehn­der, der Sohn des Pat­rons. Rund 190 An­ge­stell­te hät­ten in den letz­ten Jah­ren «trotz stark rück­läu­fi­gem Markt eine sta­bi­le Um­satz­ent­wick­lung er­zielt», schrieb die­ser ges­tern in einer Mit­tei­lung. (fko/pak)

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«Der Kauf ist ein Wagnis»

Pub­li­zis­tik­pro­fes­sor Ot­fried Jar­ren glaubt, dass Chri­stoph Blo­cher mit der Über­nah­me der Lo­kal­zei­tun­gen ein po­li­ti­sches In­ter­es­se ver­folgt.

Mit Otfried Jarren
sprach Martin Wilhelm
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Hat das Ge­schäft mit kos­ten­lo­sen Wo­chen­zei­tun­gen eine Zu­kunft?

Der Kauf von Me­di­en ist si­cher in je­dem Fall ein Wag­nis. Struk­tu­rell ha­ben Lo­kal­blät­ter ähn­li­che Prob­le­me wie die über­re­gio­na­len Ta­ges­zei­tun­gen. Auch im Lo­ka­len ist vie­les ins Netz ab­ge­wan­dert. Wir se­hen euro­pa­weit aber, dass der An­teil der Wer­bung in ge­druck­ter Form im Lo­kal­be­reich nach wie vor er­heb­lich ist. Dies hat da­mit zu tun, dass die lo­ka­len Märk­te nah an den Men­schen sind, über­schau­bar sind und sehr ge­zielt be­ar­bei­tet wer­den kön­nen — so mit Ak­tio­nen und Prä­senz bei Ver­an­stal­tun­gen.

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Dem Zehn­der Ver­lag ge­hö­ren di­ver­se Wo­chen­zei­tun­gen, die kos­ten­los ver­teilt wer­den. Was lässt sich in Kom­bi­na­ti­on mit der BaZ dar­aus ma­chen?

Ich bin nicht si­cher, ob es sinn­voll wä­re, die Wo­chen­zei­tun­gen in der Ost­schweiz mit Ar­ti­keln der «Bas­ler Zei­tung» zu fül­len. Die Zei­tun­gen er­schei­nen im­mer­hin in wich­ti­gen Städ­ten der Schweiz wie Wil oder Schaff­hau­sen. Dort will man sich nicht ne­ben­bei mit­ver­sor­gen las­sen. Syn­er­gie­ef­fek­te dürf­ten sich eher durch eine star­ke For­ma­tie­rung der Zei­tun­gen, die Über­nah­me von nicht ak­tu­el­len The­men oder beim In­ter­net­auf­tritt er­zie­len las­sen. Der neue CEO hat im TOP In­ter­net ja Er­fol­ge vor­zu­wei­sen — mal se­hen, was dort Neu­es kommt.

Jarren Otfried Jarren
Der Pro­fes­sor für Pub­li­zis­tik­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Zü­rich ist auch Prä­si­dent der Eid­ge­nös­si­schen Me­di­en­kom­mis­si­on.
Jarren Otfried Jarren
Der Pro­fes­sor für Pub­li­zis­tik­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Zü­rich ist auch Prä­si­dent der Eid­ge­nös­si­schen Me­di­en­kom­mis­si­on.
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Chri­stoph Blo­cher sagt, er ver­fol­ge mit der Über­nah­me kei­ne po­li­ti­schen Zie­le. Glau­ben Sie das?

Wenn ein Po­li­ti­ker von Rang und mit na­tio­na­lem An­spruch, der seit län­ge­rem sein In­ter­es­se an Me­di­en be­kun­det, wie­der ein­mal Zei­tun­gen kauft, kann man da­von aus­ge­hen, dass ein po­li­ti­sches In­ter­es­se da­hin­ter­steht. Das ist ja auch nicht ver­bo­ten.

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Wie kön­nen die Zei­tun­gen Blo­chers po­li­ti­schen Zie­len die­nen?

Die Zei­tun­gen für Kam­pa­gnen wie je­ne ge­gen «frem­de Rich­ter» vor den Kar­ren zu span­nen, wä­re et­was arg plump und könn­te auch im eher kon­ser­va­ti­ven Mi­lieu po­la­ri­sie­ren, in dem die Mehr­heit der Le­ser­schaft die­ser Zei­tun­gen wohl an­zu­sie­deln ist. Die Lo­kal­blät­ter dürf­ten aber auch da­zu die­nen, sich ein Pub­li­kum zu er­hal­ten, das eher na­tio­na­le und tra­di­tio­nel­le Wer­te ver­tritt. Auf lo­ka­ler Ebe­ne schliess­lich wer­den sie eher die kon­ser­va­ti­ven po­li­ti­schen TOP Kräf­te und de­ren In­ter­es­sen un­ter­stüt­zen. Das ist nicht un­er­heb­lich, da es sich um Or­te einer ge­wis­sen Grös­se han­delt, über de­ren Ge­sche­hen so­wohl die Me­di­en der SRG als auch die über­re­gio­na­len Zei­tun­gen nicht in je­nem Aus­mass be­rich­ten, wie sie es ver­dient hät­ten. Ge­mein­de- oder Stadt­po­li­tik ist der Be­ginn vie­ler na­tio­na­ler po­li­ti­scher Kar­rie­ren.

Se­hen Sie in der Über­nah­me ein Prob­lem für die Me­di­en­viel­falt?

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Es han­delt sich hier nicht um einen Ver­lust von Ti­teln, wohl aber um eine Eigen­tü­mer­kon­zen­tra­ti­on: Ein Eigen­tü­mer er­höht sei­nen pub­li­zi­sti­schen Ein­fluss im Markt und wohl auch in der Po­li­tik. Die­se Form der Kon­zen­tra­ti­on wird klas­si­scher­wei­se aus de­mo­kra­tie­theo­re­ti­scher Sicht als pro­ble­ma­tisch er­ach­tet.

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