(Die Atomaufsichtsbehörde des Bundes verschleppe längst fällige Untersuchungen, sagt ein Ex-Swissair-Pilot.)
Das Eidgenössische Nuklear Sicherheits Inspektorat (ENSI) kritisiert Kernkraftwerkbetreiber wegen Mängeln — und lässt sie dennoch gewähren. So hat es ende 2013 die BKW, die Betreiberin des AKW Mühleberg recht harsch kritisiert, weil die Sicherheitsorganisation mangelhaft betrieben werde: Zeitweise zu wenig ausgebildetes Personal vor Ort …, Notfalleinrichtungen zu weit weg …, Verantwortung des Verwaltungsrats nicht wahrgenommen (z.B. nicht erreichbar)…
Doch all das hat keine Folgen, es darf so weiter gewurstelt werden. Das AKW gilt als sicher.
Doch da existiert auch noch ein «Technisches Forum», ein Ort, wo interessierte Personen oder Organisationen Fragen zur Sicherheit der AKWs stellen können. Die dort gestellten Fragen werden auf dem Internet veröffentlicht, ebenso die Antworten, wenn sie dann einmal da sind. Meist lassen die Antworten ziemlich lange auf sich warten. Aber wenn sie kommen, sind sie meist wehr wage und nichtssagend formuliert. Dazu kommt meist die Ausrede, Sicherheit sei geheim. Die Öffentlichkeit darf also nicht wissen, was ihr allenfalls blüht. Sie hat es dann einfach zu ertragen, wenn der Gau eintrifft. Im Wesentlichen heisst es einfach, es werde wohl schon nichts passieren.
Am 27. März hat sich Stefan Häne im Tages-Anzeiger mit der Frage Nr. 7 aus diesem Forum befasst. Da fragt ein Ex-Swissair-Pilot nach der Sicherheit in Mühleberg im Falle einer terroristischen Attacke durch ein Flugzeug.
Die Antwort ist banal und auch für Laien offensichtlich falsch:
Nr. | Frage «Flugzeugabsturz» | Antwort | ||
7 |
Gemäss 9/11-Auswertung des Flight Recorders durch das amerikanische Luftamt (NTSB) wurde die B−757 durch Flugschüler manuell mit 830 km/h ins Pentagon gesteuert. Die Weisung der HSK (ENSI) verlangt 1986 für neue KKW, basierend auf einem 20 Tonnen Militär-Jet, der mit 774 km/h ins KKW fliegt, eine Mindestbetonwanddicke von 1.50 Meter. Mit der gleichen Geschwindigkeit kann ein 20−25 Mal schwererer Grossraum-Jet mit 50 Mal mehr Kerosin, beginnend über dem Bielersee in einer Geraden mit standardmässigem Gleitwinkel in eigennavigatorisch unterstütztem Sichtflug ungehindert in das Mühleberg-Reaktorgebäude krachen. Die Wandstärke des Mühleberg-Containments beträgt im Deckenbereich 16cm und im zylindrischen Bereich 60cm, also einen Bruchteil der 20 Tonnen Militärjet-Versuchsanordnung von 1.50 Meter. Die Frage: Mit was für einer Radioaktivitätsfreisetzung muss gerechnet werden bei einem Treffer durch einen Grossraum-Jet mit 770 km/h ins Reaktorgebäude des KKW Mühleberg? |
Detailangaben zur Flugzeugabsturz-Sicherheit von Kernkraftwerken sind sicherungsrelevant und deshalb vertraulich. Aus diesem Grund stützt sich die Antwort des ENSI auf diese Frage auf bereits veröffentlichte, frei zugängliche Informationen ab. Die physikalischen Aspekte eines Aufpralls von einem Flugzeug auf ein Kernkraftwerk wurden bereits in der Antwort auf die Frage 1 behandelt. Als Folge der Ereignisse vom 11. September 2001 wurden in der Schweiz detaillierte Studien über die Folgen eines Flugzeugabsturzes auf die Schweizer Kernkraftwerke erstellt. Darin wurde untersucht, in welchem Masse Vorsorge gegen solche Ereignisse getroffen ist (siehe auch Die detaillierten Analysen der Betreiber zum vorsätzlichen Absturz eines Passagierflugzeugs auf ein Kernkraftwerk in der Schweiz zeigen das Folgende:
Ungeachtet dessen wird das ENSI neue Erkenntnisse im Bereich der vorsätzlichen Flugzeugabstürze weiterverfolgen. Unter Berücksichtigung der technischen Entwicklungen der letzten Jahre werden die Untersuchungen aus dem Jahr 2003 aktualisiert (siehe: ➔ www.ensi.ch/de/2013/03/05/flugzeugabsturz-ensi-aktualisiert-untersuchungen-aus-dem-jahr-2003). Darüber hinausgehende Angaben erfolgen nach Abschluss dieser Arbeiten. |
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Eingangsdatum: 06.05.2013 |
Fragesteller: Max Tobler |
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Beantwortet am: 14.03.2014 |
Beantwortet durch: ENSI |
Gemäss 9/11-Auswertung des Flight Recorders durch das amerikanische Luftamt (NTSB) wurde die B−757 durch Flugschüler manuell mit 830 km/h ins Pentagon gesteuert. Die Weisung der HSK (ENSI) verlangt 1986 für neue KKW, basierend auf einem 20 Tonnen Militär-Jet, der mit 774 km/h ins KKW fliegt, eine Mindestbetonwanddicke von 1.50 Meter. Mit der gleichen Geschwindigkeit kann ein 20−25 Mal schwererer Grossraum-Jet mit 50 Mal mehr Kerosin, beginnend über dem Bielersee in einer Geraden mit standardmässigem Gleitwinkel in eigennavigatorisch unterstütztem Sichtflug ungehindert in das Mühleberg-Reaktorgebäude krachen. Die Wandstärke des Mühleberg-Containments beträgt im Deckenbereich 16cm und im zylindrischen Bereich 60cm, also einen Bruchteil der 20 Tonnen Militärjet-Versuchsanordnung von 1.50 Meter.
Die Frage: Mit was für einer Radioaktivitätsfreisetzung muss gerechnet werden bei einem Treffer durch einen Grossraum-Jet mit 770 km/h ins Reaktorgebäude des KKW Mühleberg?
Detailangaben zur Flugzeugabsturz-Sicherheit von Kernkraftwerken sind sicherungsrelevant und deshalb vertraulich. Aus diesem Grund stützt sich die Antwort des ENSI auf diese Frage auf bereits veröffentlichte, frei zugängliche Informationen ab.
Die physikalischen Aspekte eines Aufpralls von einem Flugzeug auf ein Kernkraftwerk wurden bereits in der Antwort auf die Frage 1 behandelt.
Als Folge der Ereignisse vom 11. September 2001 wurden in der Schweiz detaillierte Studien
über die Folgen eines Flugzeugabsturzes auf die Schweizer Kernkraftwerke erstellt.
Darin wurde untersucht, in welchem Masse Vorsorge gegen solche Ereignisse getroffen ist
(siehe auch:
➔ www.ensi.ch/de/2003/04/03/stellungnahme-der-hsk-zur-sicherheit-der-schweizerischen-kernkraftwerke-bei-einem-vorsaetzlichen-flugzeugabsturz).
Die detaillierten Analysen der Betreiber zum vorsätzlichen Absturz eines Passagierflugzeugs auf ein Kernkraftwerk in der Schweiz zeigen das Folgende:
Ungeachtet dessen wird das ENSI neue Erkenntnisse im Bereich der vorsätzlichen Flugzeugabstürze
weiterverfolgen.
Unter Berücksichtigung der technischen Entwicklungen der letzten Jahre
werden die Untersuchungen aus dem Jahr 2003 aktualisiert (siehe:
www.ensi.ch/de/2013/03/05/flugzeugabsturz-ensi-aktualisiert-untersuchungen-aus-dem-jahr-2003).
Darüber hinausgehende Angaben erfolgen nach
Abschluss dieser Arbeiten.
1. Eingang: 06.05.2013 |
Fragesteller: Max Tobler |
2. Antwort vom: 14.03.2014 |
Durch: ENSI |
Dazu zwei Bemerkung des Laien:
Oder ist die Schweiz vor Terrorismus gefeit?
Oder ist Schweizer Radioaktivität so anständig und bleibt auch im
offenen Gebäude schön brav drin?
Betreffend Frage 1: siehe ➔ hier ➔ www.zumkuckucksei.net/PDF/frage1_peter-sager_ensi.pdf die Antwort des ENSI.
➔ Artikel des
Tages-Anzeiger©s
Tages-Anzeiger©s: www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20140327.html
vom 27. März 2014.
(Experte sieht Flugzeuge als grosses Sicherheitsrisiko für die AKWs)
➔ Kritik an BKW: Artikel des
Tages-Anzeiger©s
Tages-Anzeiger©s:
www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20131214.html
vom 10.-14. Dezember 2013.
➔ Liste der eingereichten
Fragen
www.zumkuckucksei.net/PDF/ENSI-35800.pdf (Fragen)
ans Forum [PDF],
auch
http://akwsicherheit.tagesanzeiger.ch.
➔ Fragenseite des
Technischen Forums.
Technischen Forums: www.ensi.ch/de/2014/03/24/technisches-forum-kernkraftwerke-ensi-beantwortet-fragen-zu-flugzeugabsturz-und-hochwasser
.
(www.ensi.ch/de/2014/03/24/technisches-forum-kernkraftwerke-ensi-beantwortet-fragen-zu-flugzeugabsturz-und-hochwasser)
➔ Antwortenseite des
Technischen Forums
Technischen Forums: www.ensi.ch/de/2013/09/25/technischen-forum-kernkraftwerke-eingereichte-fragen
.
(www.ensi.ch/de/2013/09/25/technischen-forum-kernkraftwerke-eingereichte-fragen)
➔ Frage 7 von Max Tobler:
Frage & Antwort
Frage & Antwort:
www.zumkuckucksei.net/PDF/frage7_max-tobler_ensi.pdf
[PDF].
➔ Belgische Studie über Alter der Reaktordruckkammern in der
Sonntag-Zeitung©
Sonntag-Zeitung©:
www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/SZ-AKW-20140330.html
vom 30. März 2014.
Schon 1990 wurden im Kernmantel des AKW Mühleberg Risse entdeckt. Und sie sind seither noch gewachsen. Die wurden durch besondere Massnahmen abgesichert: 1996 wurden vier Zuganker montiert, die den Kernmantel stabilisieren. Da diese Risse auf den Schweissnähten horizontal verlaufen, ist anzunehmen, dass diese Zuganker die Schweissnähte entlasten und so die Gefahr verringern. (Ob dieses “genügt”, kann man nur vermuten und hoffen.)
Die neuen Risse sind aber von ganz anderer Art. Sie verlaufen vertikal, von oben nach unten, über die Schweissnähte hinweg. Sie sind bis zu 10cm lang. Für diese Risse können die Zuganker höchstens minimal bis gar nichts nützen. Statt das AKW abzustellen, bis eine Reparatur erfolgt ist, Erteilt das ENSI am 7. September 2014, nach der jährlichen Abschaltung und Revision, die Bewilligung zur Wiederaufnahme des Normal-Betriebs trotz dieser neuen Mängel. Diese Bewilligung wurde erteilt, ohne die neuen Mängel öffentlich zu kommunizieren. Die BKW als Betreiber wurden lediglich aufgefordert bis Ende Oktober ein Konzept zur Instandhaltung des Kernmantels vorzulegen.
Glücklicherweise ist bisher nichts passiert. Hat aber inzwischen (17.11.2014) jemand dieses Konzept gesehen? Und wann wird es umgesetzt? — Es ist wohl zu bezweifeln, hat doch das ENSI bereits behauptet, diese Risse seien kein Sicherheitsrisiko.
Wenn es da wirklich mal knallt, dann brauchen wir keine Einwanderer-Kontingente mehr. — Und ob uns da die Jod-Tabletten helfen?
▶ Artikel des
Tages-Anzeiger©s
Tages-Anzeiger©s:
www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20140909.html
vom 9. September 2014.
(Neue Risse im AKW Mühleberg)
Eben erst wurden die BKW von ENSI noch gerügt, als diese selbstherrlich verkündeten, Mühleberg bis 2019 zu betreiben. Der Vorwurf lag bei der Sicherheit. Und jetzt plötzlich bringen die kleinen Nachbesserungen bei der Sicherheit wesentlich mehr Sicherheitsgewinn als die ursprünglich geplanten grossen Verbesserungen. Zwar begründet das ENSI das einigermassen plausibel (siehe unten aufgeführten Bericht). Aber nach all den bisherigen Entscheiden, die so nach Mauschelei rochen, fällt es schwer, das einfach so zu glauben.
Artikel des
▶ Tages-Anzeiger©s
Tages-Anzeiger©s:
▶ www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20140909.html
vom 28. Januar 2015.
(Atomaufsicht lässt Mühleberg bis 2019 laufen)