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Gotthard

Lombardi-Gruppe verdient an 2. Röhre mit

F.Lombardi

Der Tes­si­ner CVP-Po­li­ti­ker Fi­lip­po Lom­bar­di ge­hört zu den pro­mi­nen­tes­ten Be­für­wor­tern der zwei­ten Röh­re.

von J. Büchi — Filippo Lombardi (CVP) ge­hört zu den pro­mi­nen­tes­ten Be­für­wor­tern der Gott­hard-Vor­la­ge. Die ehe­ma­li­ge Fir­ma sei­nes Va­ters ist am Bau­pro­jekt be­tei­ligt.

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Die Tes­si­ner Fir­ma Lom­bar­di, die vom Va­ter des Stän­de­rats ge­grün­det wur­de, führt den Gott­hard-Stras­sen­tun­nel be­reits in ih­rem Port­fo­lio auf. Sie leis­tet «Bau­her­ren­un­ter­stüt­zung» und ver­dien­te da­für, zu­sam­men mit einem an­de­ren In­ge­ni­eur­bü­ro, be­reits 1,35 Mil­lio­nen Fran­ken.

CVP-Frak­tions­chef Fi­lip­po Lom­bar­di wei­belt land­auf, land­ab für eine zwei­te Gott­hard­röh­re. Als Prä­si­diums­mit­glied des Pro-Ko­mi­tees ist er auf Po­di­en ein gern ge­se­he­ner Gast und für Jour­na­li­sten ein be­gehr­ter Ge­sprächs­part­ner. Auch im Stän­de­rat rühr­te der Tes­si­ner die Wer­be­trom­mel für das Pro­jekt: Die Aus­wir­kun­gen auf die Süd­schweiz sei­en bei einer Sa­nie­rung des Stras­sen­tun­nels oh­ne zwei­te Röh­re ver­hee­rend, ar­gu­men­tier­te er. Und auch punk­to Si­cher­heit füh­re das Pro­jekt zu mar­kan­ten Ver­bes­se­run­gen.

Was Lom­bar­di nicht er­wähn­te: Ein Volks-Ja wä­re auch für die Fir­ma sei­nes Va­ters von Vor­teil. Gio­van­ni Lom­bar­di ist der Grün­der und Eh­ren­prä­si­dent der Lom­bar­di-Grup­pe. Bis 2013 war er zu­dem Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent. Gio­van­ni Lom­bar­di hat­te die Plä­ne für den 1980 er­öff­ne­ten Gott­hard-Stras­sen­tun­nel er­stellt. Und nun freut sich die Fir­ma über wei­te­re Auf­trä­ge des Bun­des: In ih­rem Port­fo­lio führt die Fir­ma on­li­ne auch das Pro­jekt «Gott­hard Stras­sen­tun­nel — zwei­te Röh­re» auf. Sta­tus: «In Ar­beit.»

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Der heu­te 90-jäh­ri­ge Gio­van­ni Lom­bar­di war be­reits für die Pla­nung des 1980 er­öff­ne­ten Stras­sen­tun­nels ver­ant­wort­lich. Bis 2013 war er Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent der Lom­bar­di-Grup­vvpe, heu­te hat er laut Sohn Fi­lip­po aber kei­ne eige­nen Ak­ti­en mehr.

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Evi Allemann (SP), Prä­si­den­tin des VCS Schweiz, sagt: «Wenn man Lom­bar­dis Ver­flech­tun­gen sieht, be­stä­tigt sich ein­mal mehr, dass die Gott­hard-Vor­la­ge ein rie­si­ger Schwin­del ist.» Die zwei­te Röh­re die­ne we­ni­ger der All­ge­mein­heit als viel­mehr den Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ein­zel­ner Bau­fir­vmen.

1,35 Millionen flossen

Das Bun­des­amt für Stras­sen (Ast­ra) be­stä­tigt, das Un­ter­neh­men sei an den Pro­jek­tie­rungs­ar­bei­ten be­tei­ligt. Zu­sam­men mit einem an­de­ren In­ge­ni­eur­bü­ro küm­me­re sich die Fir­ma Lom­bar­di um die «Bau­her­ren­un­ter­stüt­zung». Bis heu­te flos­sen da­für be­reits 1,35 Mil­lio­nen Fran­ken. Mit wel­chem Auf­trags­vo­lu­men die Lom­bar­di-Grup­pe rech­nen könn­te, wenn der Gott­hard tat­säch­lich ge­baut wird, ist laut Ast­ra noch un­klar. Die näch­sten Pro­jekt­schrit­te wür­den erst nach der Ab­stim­mung aus­ge­schrie­ben.

Evi Al­le­mann, SP-Na­tio­nal­rä­tin und Prä­si­den­tin des Ver­kehrs­clubs der Schweiz, kri­ti­siert: «Wenn man Lom­bar­dis Ver­flech­tun­gen sieht, be­stä­tigt sich ein­mal mehr, dass die Gott­hard-Vor­la­ge ein rie­si­ger Schwin­del ist.» Die zwei­te Röh­re die­ne we­ni­ger der All­ge­mein­heit als viel­mehr den Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ein­zel­ner Bau­fir­men. Die Geg­ner der zwei­ten Röh­re stel­len sich auf den Stand­punkt, dass der Tun­nel auch oh­ne zwei­te Röh­re und oh­ne län­ge­re Voll­sper­rung sa­niert wer­den könn­te. «Die Vor­la­ge ist ge­ra­de­zu von fal­schen An­nah­men und wirt­schaft­li­chen Eigen­in­ter­es­sen durch­tränkt.»

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Lombardi sieht keinen Interessenkonflikt

Filippo Lom­bar­di strei­tet die Filz-Vor­wür­fe ve­he­ment ab: «Ich tre­te seit 20 Jah­ren für die­se Vor­la­ge ein, weil es mir um mei­nen Kan­ton, mein Land und die Si­cher­heit der Be­völ­ke­rung geht.» Er sel­ber sei we­der Ak­tio­när noch ha­be er eine Funk­ti­on in der Lom­bar­di-Grup­pe. «Und mein 90-jäh­ri­ger Va­ter hat sei­ne Ak­ti­en in­zwi­schen eben­falls ver­kauft.» Auch, dass er zu­sätz­lich Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent des Bau­zu­lie­fe­rers Spae­ter Ti­ci­no SA ist, stellt für Fi­lip­po Lom­bar­di kei­nen In­ter­es­sen­kon­flikt dar. «Bis der Tun­nel viel­leicht ein­mal ge­baut wird, wer­de ich die­ses Amt be­stimmt nicht mehr ha­ben. Ich weiss noch nicht ein­mal, ob sich die Fir­ma für Ar­bei­ten am Gott­hard be­wirbt.»

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