TAGES ANZEIGER

Der Politiker als Grossinvestor

Christoph Blocher — der Profi

Der kühnste Coup des Wirtschaftsjahres 2011 war Blochers Tarnkonstrukt bei der «Basler Zeitung». Hier handelte jemand mit Erfahrung.

Von Constantin Seibt
Blocher in Ems-Chemie
Der Finanzjongleur als Fabrikarbeiter: Christoph Blocher 1996 auf dem Gelände seiner Ems-Chemie.
Foto: Arno Balzarini (Keystone)

Der Wirt­schafts­an­walt lä­chel­te kurz und bö­se über die Lü­ge. Aber als Pro­fi freu­te er sich über die Ele­ganz der Tarn­kon­struk­tion. «Was Herr Blo­cher in Ba­sel ge­macht hat, hat­te Klas­se», sag­te er mit ehr­li­cher Be­geis­te­rung.

Be­son­ders wenn man be­denkt, wie we­nig Zeit Chris­toph Blo­cher hat­te. Als der Tes­si­ner Fi­nan­cier Ti­to Tet­ta­man­ti vor einem Jahr bei der «Bas­ler Zei­tung» (BaZ) ab­sprang, blie­ben dem Be­sit­zer Blo­cher nur we­ni­ge Ta­ge, sein Ei­gen­tum zu tar­nen. Er ent­warf einen, wie der An­walt sag­te, «ge­nial ele­gan­ten» Ver­trag mit Put- und Call-Op­tio­nen mit sei­nem Stroh­mann Mo­ritz Su­ter: Die­ser konn­te die Zei­tungs­ak­tien je­der­zeit der Fa­mi­lie Blo­cher ver­kau­fen; die Blo­chers eben­falls schnell zu­rück­kau­fen. So be­kam je­der, was er am meis­ten woll­te: Su­ter ein Ma­xi­mum an Si­cher­heit, bei Är­ger je­der­zeit flie­hen zu kön­nen, Fa­mi­lie Blo­cher das Ma­xi­mum an Kon­trol­le.

Improvisationstalent

Und sie ta­ten noch et­was Cle­ve­res. Der Öf­fent­lich­keit ge­nüg­te Su­ter als an­geb­li­cher Be­sit­zer; doch den Ban­ken nicht. «Ban­ken sind nicht blöd. Sie wis­sen, wer Geld hat und wer nicht», grins­te der An­walt: «Su­ter hat­te keins. Da­mit war es ein Ge­nie­streich, bei den Ban­ken den Ex-UBS-Chef Mar­cel Os­pel vor­zu­schie­ben — der war an­rü­chig und sol­vent. Al­so als Be­sit­zer sehr glaub­haft.»

Selbst, als das Ve­hi­kel platz­te — Su­ter hat­te Angst vor den fi­nan­ziel­len Lö­chern bei der BaZ be­kom­men und ge­nug vom Blo­cher-Bio­gra­fen Mar­kus Somm als Chef­re­dak­tor —, war nicht Blo­cher, son­dern des­sen Toch­ter Ra­hel die Be­sit­ze­rin. Auf die­se Art konn­te Blo­cher be­haup­ten, er ha­be nicht ge­lo­gen, als er sag­te, er sei nicht an der BaZ be­tei­ligt.

«Nun, das war et­was plump. Aber Herr Blo­cher hat sehr schnell ge­schal­tet und Fi­nan­cier Ti­to Tet­ta­man­ti wie­der in­stal­liert», lä­chel­te der An­walt. «Die BaZ-Kon­struk­tion zeigt ju­ris­ti­sche Ele­ganz, Kalt­blü­tig­keit, Schnel­lig­keit und Im­pro­vi­sa­tions­ta­lent — sie ist das Werk eines ech­ten Pro­fis.»

Der wahre Sohn

Chris­toph Blo­cher ist als Po­li­ti­ker so un­über­seh­bar, dass man ver­gisst, dass er auch be­rühmt wä­re, wenn er nie einen Satz zur Po­li­tik ge­sagt hät­te: Als Pio­nier ver­än­der­te er die Wirt­schaft der Schweiz für im­mer. Mit Über­ra­schungs­an­grif­fen, Be­la­ge­run­gen, Mons­ter­löh­nen und exo­ti­schen Fi­nanz­in­stru­men­ten.

Schon sein ers­ter Auf­tritt auf der Büh­ne war ein Coup, wie man ihn so noch nie zu­vor ge­se­hen hat­te. Blo­cher, der maus­ar­me Pfar­rers­sohn, be­gann sei­ne Kar­rie­re als Mil­liar­där mit Nach­hil­fe­stun­den — für den Sohn des Ems-Che­mie-Be­sit­zers Wer­ner Os­wald. Schon nach kur­zer Zeit ging er in der Fa­bri­kan­ten­vil­la ein und aus — und bald zog ihn der cho­le­ri­sche Kon­zern­chef den eige­nen Kin­dern vor. Blo­cher mach­te eine Blitz­kar­rie­re. Und als der al­te Os­wald mit­ten im Ver­han­deln in einem Sit­zungs­zim­mer der Bank Leu starb, wur­de Blo­cher Chef der Ems-Che­mie.

Die Bot­schaf­ten, die er der Fa­mi­lie aus­rich­te­te, wa­ren düs­ter. Die Kon­kur­renz hät­te auf­ge­holt, die Ems sei fast il­li­quid. Blo­cher strich die Di­vi­den­de. Und riet zum Ver­kauf, so­lan­ge man für die Fab­rik noch et­was be­kom­me. Blo­cher ver­han­del­te sel­ber. Schliess­lich hat­te er einen ge­hei­men Käu­fer. Blo­cher riet den zwei ner­vö­ses­ten Söh­nen der fünf Os­wald-Kin­der, al­le Ak­tio­nä­re zu über­zeu­gen. Schliess­lich, im Mai 1983, ver­kauf­te die Fa­mi­lie den Kon­zern für 20 Mil­lio­nen Fran­ken an den un­be­kann­ten In­ter­es­sen­ten.

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Die­ser Un­be­kann­te war der glei­che Mann, der zu­vor die düs­te­ren Zah­len ver­kün­det und über den Kauf­preis ver­han­delt hat­te: Chris­toph Blo­cher selbst, der mit einem Bank­kre­dit von 20 Mil­lio­nen Fran­ken eine Fir­ma zu­kauf­te, de­ren in­ne­ren Wert Ex­per­ten auf 80 Mil­lio­nen schätz­ten.

Ab da lief die Fab­rik her­vor­ra­gend. Schon nach drei Jah­ren hat­te Blo­cher den gan­zen Kre­dit zu­rück­ge­zahlt. Er war ein frei­er Mann, ein Fab­ri­kant und reich: In der Ems-Kas­se la­ger­ten 500 Mil­lio­nen Fran­ken.

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Ein Freund. Und noch einer.

Fast gleich­zei­tig ver­such­te ein Stu­dien­freund Blo­chers in Zü­rich den­sel­ben Coup in einer an­de­ren Fa­mi­lien­fir­ma: der Bank Von­to­bel. Mar­tin Eb­ner galt als cle­vers­ter Ban­ker im Haus und sah nicht ein, wa­rum statt ihm der Sohn des Pat­rons Chef war. Er ging zum al­ten Von­to­bel und sag­te: er oder ich. Der Pat­ron ant­wor­te­te: «Du willst mei­nen Sohn aus der Fir­ma drän­gen? Ich weiss et­was viel Bes­se­res. Nicht er, du wirst uns ver­las­sen.»

Ebners Lieb­lings­zi­tat stamm­te von Vic­tor Hu­go: «Nichts ist mäch­ti­ger als eine Idee, de­ren Zeit ge­kom­men ist.» Tat­säch­lich be­stand die Wucht sei­ner Kar­rie­re we­ni­ger aus den ge­won­ne­nen und ver­lo­re­nen Mil­liar­den, son­dern aus einem Im­port von Ideen. Eb­ner im­por­tier­te die Re­vo­lu­tio­nen der US-Fi­nanz­bran­che auf den Ban­ken­platz Schweiz.

Nach dem Raus­wurf bei Von­to­bel grün­de­te Eb­ner 1985 die BZ Bank. Ihr ers­ter und in­tims­ter Kun­de, die Ems-Che­mie, ge­hör­te nun plötz­lich zur fi­nanz­tech­ni­schen Avant­gar­de: Jahr für Jahr lie­fer­te sie sich mit der Steu­er­ver­wal­tung ein neu­es Du­ell. Meis­tens mit Er­folg. Denn fast je­des Jahr zau­ber­te die Ems ein neu­es Fi­nanz­in­stru­ment her­vor, um ih­re Ge­win­ne steu­er­frei an die Be­sit­zer ab­zu­füh­ren: von Gra­tis­op­tio­nen über Par­ti­zi­pa­tions­schei­ne bis hin zu Cash- oder Ti­tel-Op­tio­nen.

Von al­len, die sei­nen Weg kreuz­ten, war Mar­tin Eb­ner der Ein­zi­ge, bei dem Blo­cher die Rol­le der Num­mer 2 ak­zep­tier­te. Er blieb lange in des­sen Wind­schat­ten. Ih­re en­ge Freund­schaft und ein ge­mein­sa­mes Jagd­gut in Deutsch­land blie­ben über Jah­re ge­heim. Nicht zu­letzt, weil die BZ Bank küh­ne Din­ge un­ter­nahm. Et­wa 1988 den Ver­such einer Über­rum­pe­lungs­über­nah­me der fast 100-mal grös­se­ren Bank Leu un­ter dem Vor­wand einer Fu­sion. Bei­na­he hät­te es ge­klappt: Denn bei Leu war Eb­ners Stu­dien­freund und spä­te­rer Kom­pag­non Kurt Schild­knecht Prä­si­dent. Doch der Deal platz­te, als die Pres­se ein Bünd­nis der BZ Bank mit der Zü­rich-Ver­si­che­rung auf­deck­te.

Der An­griff schei­ter­te — aber höchst luk­ra­tiv. 1990 wur­de die Bank Leu von der Cre­dit Suis­se auf­ge­kauft. Eb­ner ver­lang­te für sei­ne (und auch Blo­chers) Leu-Ak­tien einen enor­men Pa­ket­zu­schlag. An­de­ren­falls wür­de er, als neu­er Gross­ak­tio­när, der CS das Le­ben zur Höl­le ma­chen. Die CS zahl­te. «So nah an der le­ga­len Er­pres­sung hat in der Schweiz noch nie je­mand ope­riert», schrieb die «Bu­si­ness Week».

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Die Finanzrevolution

Nicht um­sonst traf Eb­ner auch in sei­nen bes­ten Zei­ten kaum je Leu­te aus dem Wirt­schafts­estab­lish­ment. Die BZ Bank war die Bank der Pen­sions­kas­sen­ver­wal­ter. Die­se be­ka­men rei­chen Lohn: für das Ego in Form von Auf­merk­sam­keit, und für das Kon­to an­geb­lich auch in Form von tod­si­che­ren Bör­sen­tipps. Und für ihr Herz be­ka­men sie Ra­che.

Von al­len, die sei­nen Weg kreuz­ten, war Eb­ner der Ein­zi­ge, bei dem Blo­cher die Num­mer 2 ak­zep­tier­te.

Ebners aus den USA im­por­tier­tes Ge­schäfts­mo­dell war, enor­me Sum­men in sehr we­ni­ge gros­se, aber trä­ge Kon­zer­ne zu in­ves­tie­ren. Ers­tens stieg der Wert des Pa­kets dann auto­ma­tisch dank wei­te­rer Zu­käu­fe. Und zwei­tens konn­te man als Gross­ak­tio­när das Ma­na­ge­ment un­ter Druck set­zen, den Ak­tien­kurs wei­ter zu stei­gern: durch Ver­käu­fe, Fu­sio­nen, Stel­len­ab­bau, Auf­lö­sung von Re­ser­ven, Rück­kauf eige­ner Ak­tien etc.

Diese Sor­te In­vest­ment war — wie es Eb­ner ein­mal nann­te — eine «Re­vo­lu­tion der Eigen­tü­mer». Be­gon­nen hat­te sie in den USA. Dort hat­ten gi­gan­ti­sche Pen­sions­kas­sen, prall ge­füllt mit dem Spar­geld der gol­de­nen Nach­kriegs­jah­re, ih­re Macht­lo­sig­keit satt. Und die Ar­ro­ganz der trä­gen, fried­li­chen Misch­kon­zer­ne mit da­hin­düm­peln­den Kur­sen und Ren­di­ten.

Anfangs ver­such­ten sie es mit Ge­sprä­chen. Dann mit Lis­ten — wie den «100 un­fä­hig­sten Ma­na­gern». Schliess­lich wur­de an­ge­grif­fen: En­de der 70­er-Jah­re tauch­ten Rai­der wie aus dem Nichts auf. Be­waff­net mit gi­gan­ti­schen Kre­di­ten fin­gen sie an, Kon­zer­ne auf­zu­kau­fen. So­bald sie die Mehr­heit hat­ten, plün­der­ten sie die Re­ser­ven der Fir­men, zahl­ten da­mit ih­re Kre­di­te zu­rück, schlos­sen oder ver­kauf­ten al­le we­ni­ger ren­tab­len Tei­le und fu­sio­nier­ten die hoch ren­tab­len.

Mit ihren Rie­sen­ge­win­nen (Kurt Schild­knecht rech­ne­te ein­mal aus, dass die Rai­der in den USA von 1976 bis 1990 400 Mil­liar­den Dol­lar mach­ten) be­wie­sen die Fir­men­zer­trüm­me­rer, wie viel Geld in den Kon­zer­nen brach lag. Da­durch wur­den sie zu den Hel­den der grau­en Pen­sions­kas­sen­ver­wal­ter im Kampf ge­gen das ver­hass­te Old-Boys-Estab­lish­ment. Und Eb­ner war ihr er­folg­rei­cher Ko­pist in der Schweiz. Und mit ihm sein eng­ster Ver­bün­de­ter, Blo­cher, von dem die NZZ schon 1987 schrieb, seine Ems-Che­mie glei­che durch Ak­tien­spe­ku­la­tion im gros­sen Stil we­ni­ger einer Fab­rik als «einer Art In­vest­ment­fonds».

Ebner, als «ak­ti­ver Ak­tio­när» nach ame­ri­ka­ni­schem Vor­bild, setz­te in den 90­er-Jah­ren rei­hen­wei­se die gröss­ten Kon­zer­ne der Schweiz un­ter Druck. Von San­doz bis Ro­che, von Cre­dit Suis­se bis ABB, von Rie­ter bis Win­ter­thur. Kaum hat­te er ein Pa­ket, ver­lang­te er, die Ak­tio­närs­ren­di­te zu stei­gern.

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Die Schlacht um die SBG

Aber kei­ne Schlacht war so in­ten­siv, so bru­tal, so sen­sa­tio­nell und so schmut­zig wie der Kampf um die Schwei­ze­ri­sche Bank­ge­sell­schaft (SBG). Wie­der hat­te Eb­ner einen Ver­bün­de­ten im In­nern: Chris­toph Blo­cher sass im Ver­wal­tungs­rat. (Bis er 1992 dort ge­feu­ert wur­de.) Eb­ner hat­te enor­me Men­gen an Ak­tien ge­kauft und fing an, For­de­run­gen zu stel­len: Ver­schlan­kung des Ma­na­ge­ments und des Ver­wal­tungs­ra­tes, Ab­stos­sen des un­ren­tab­len Klein­kun­den­ge­schäfts, 15% Eigen­ka­pi­tal­ren­di­te, mehr Trans­pa­renz und Ak­tio­närs­de­mo­kra­tie.

Das Ma­na­ge­ment wehr­te sich. Nach einem Ge­spräch mit Blo­cher und Eb­ner än­der­te der da­ma­li­ge SBG-Prä­si­dent Ni­ko­laus Senn in Pa­nik die Stimm­rechts­re­geln zu­un­guns­ten Eb­ners. Ein Krieg ent­brann­te, mit po­le­mi­schen In­se­ra­ten, jah­re­lan­gen Kla­gen und Ge­gen­kla­gen, Ver­däch­ti­gun­gen, Dro­hun­gen, Show­Downs an Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen und einer ent­setz­ten NZZ, die schrieb, der Schwei­zer Fi­nanz­platz dro­he «zu einer na­men­lo­sen Grenz­stadt im Wil­den Wes­ten zu ver­kom­men».

Der Krieg tob­te über Jah­re und en­de­te mit einem für die Bank töd­li­chen Sieg der SBG: Er­schöpft, de­mo­ra­li­siert, oh­ne Zu­kunfts­stra­te­gie wur­de sie 1997 fast wi­der­stands­los vom Bank­ver­ein ge­schluckt. Die Kurs­stei­ge­rung bei der Fu­sion zur heu­ti­gen UBS mach­te die Ver­lie­rer wie­der zu Sie­gern: Die An­grei­fer in der BZ-Bank ver­dien­ten beim Ab­stos­sen ih­rer Ak­tien­pa­ke­te Un­sum­men.

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1 Million pro Sitzung

Die Vehikel, um sei­ne Krie­ge zu füh­ren, nann­te Eb­ner Vi­sio­nen. Im Prin­zip wa­ren das bör­sen­ko­tier­te Fir­men, de­ren Haupt­in­halt aus einem Mil­liar­den­de­pot von Ak­tien eini­ger we­ni­ger Fir­men be­stand. Durch sei­nen Ruf als Ma­gier des Gel­des ge­lang Eb­ner ein klei­nes Wun­der: Die Vi­sio­nen wa­ren bald weit mehr wert, als die Ak­tien, die die Ve­hi­kel ver­wal­te­ten.

In die­sen Vi­sio­nen wur­den zum ers­ten Mal in der Schwei­zer Ge­schich­te gi­gan­ti­sche Bo­ni ge­zahlt. Der Trick da­bei hiess Leis­tungs­lohn: Das Ma­na­ge­ment pro­fi­tier­te erst bei einer Kurs­stei­ge­rung von 6%. Dann aber kas­sier­ten die Ma­na­ger enor­me Sum­men. Da­für be­ka­men die Chefs in ma­ge­ren Jah­ren nichts. Das be­deu­te­te: So­bald die Bör­se auch nur ein ein­zi­ges Jahr brumm­te, stieg das Ge­halt ins Fan­tas­ti­sche. Chris­toph Blo­cher, VR-Prä­si­dent der Phar­ma Vi­sion, die im Prin­zip nur ein rie­si­ges De­pot an Ro­che-Ak­tien ver­wal­te­te — al­so fast gar nichts tat — ver­dien­te von 1991 bis 1996 gut 67 Mil­lio­nen Fran­ken. Weit mehr als 1 Mil­lion pro Sit­zung.

Und das war nicht be­schei­den: Ins­ge­samt, so rech­ne­ten Buch­hal­ter aus, press­ten die Eb­ner-Leu­te in 10 Jah­ren durch ein kom­ple­xes Hin-und-her-Ma­na­gen knapp 3 Mil­liar­den Fran­ken aus den eigent­lich simp­len An­la­ge­ve­hi­keln. Und das bei — wie sich spä­ter zeig­te — auf lan­ge Sicht eher un­ter­durch­schnitt­li­cher Per­for­man­ce.

Blocher & Ebner
Seit Jah­ren Geschäfts­freun­de: Chris­toph Blo­cher und Mar­tin Eb­ner.
Foto: Keystone

Nur einer sprang ab: Chris­toph Blo­cher ging mit­ten in der Par­ty: 1996. Er ging, als auch die ers­ten Pen­sions­kas­sen Eb­ner ver­lies­sen. Eb­ners Prob­lem war ge­ra­de sein Er­folg: Auf­ge­schreckt durch die An­grif­fe, hat­ten nun fast al­le Kon­zer­ne gros­se Ent­las­sungs­run­den durch­ge­zo­gen. Un­ter­be­wer­te­te Fir­men wa­ren kaum noch zu fin­den. Da­für vie­le Ko­pis­ten der BZ-Stra­te­gie. Um die ein­bre­chen­de Ren­di­te zu hal­ten, en­ga­gier­te sich Eb­ner bei im­mer mehr Kon­zer­nen. Blo­cher sag­te spä­ter, er sei ge­gan­gen, weil ihm die Sa­che «zu gross» und un­über­sicht­lich ge­wor­den sei.

Ebner er­setz­te die Gross­in­ves­to­ren durch klei­ne Leu­te. Er tin­gel­te durch das Land, als Held der Ak­tio­nä­re, geis­sel­te Träg­heit und Gier des Estab­lish­ments, ver­lang­te die Hal­bie­rung der Steu­ern und pro­pa­gier­te «die si­chers­te An­la­ge­me­tho­de: Ak­tien­spa­ren.» Zehn­tau­sen­de in­ves­tier­ten be­geis­tert.

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Das Ende der Alusuisse

1997 wur­de beim Tra­di­tions­un­ter­neh­men Alu­suis­se ein ehr­gei­zi­ger Wirt­schafts­jurist Chef. Ser­gio Mar­chion­ne sag­te: «Ich wer­de al­les un­ter­neh­men, um den Sha­re­hol­der-Va­lue zu stei­gern.» Das lock­te Mar­tin Eb­ner an: Er stieg 1998 mit 11% ein. Und auch sein Freund Chris­toph Blo­cher oute­te sich mit 5,6%. Da­nach kauf­ten bei­de wei­ter. Mo­na­te spä­ter folg­te der Putsch. Blo­cher und Eb­ner sas­sen als Prä­si­dent und Vi­ze im Ver­wal­tungs­rat. Sie be­teu­er­ten, Alu­suis­se sei «ein lang­fris­ti­ges In­vest­ment» und Eb­ner zeig­te sich mit Däch­li­kap­pe bei den Ar­bei­tern.

Die Alu­suis­se lief zu­vor glän­zend: mit einer Ren­di­te von 20%. Die Grup­pe hat­te al­ler­dings ein erns­tes Prob­lem: Dank bil­li­gem Strom über­schwemm­ten die Rus­sen die Märk­te mit rie­si­gen Men­gen Roh­alu­mi­ni­um. Es droh­te ein enor­mer Preis­zer­fall.

Die Lö­sung von Blo­cher, Eb­ner und Mar­chion­ne war: Sie teil­ten die Fir­ma in die Che­mie­spar­te Lon­za und die Alu­mi­ni­um­ver­ar­bei­te­rin Alu­suis­se. Und ver­scho­ben 1,7 Mil­liar­den Fran­ken Ver­mö­gen, da­zu Grund­stüc­ke und den Fir­men­sitz in die Lon­za. Bei der Alu­suis­se leer­ten sie die Kas­se: durch eine rie­si­ge Son­der­di­vi­den­de für die Ak­tio­nä­re. Dann ver­kauf­ten sie die Trüm­mer, die von dem einst stol­zen Kon­zern noch üb­rig wa­ren, nach Ka­na­da.

Ihre Herr­schaft dau­er­te 18 Mo­na­te.

Bei der Alu­suis­se leer­ten Blo­cher, Eb­ner und Mar­chion­ne die Kas­se und ver­kauf­ten dann die Trüm­mer.

Ana­lys­ten be­rech­ne­ten, dass Eb­ner min­des­tens 404 Mil­lio­nen Fran­ken ver­dien­te, Blo­cher 89 Mil­lio­nen. Der Fir­men­his­to­ri­ker Ad­rian Knöpf­li schrieb: «Ih­re Amts­dau­ern wa­ren die kür­zes­ten in der Alu­suis­se-Ge­schich­te, aber in die­ser kur­zen Zeit be­wirk­ten sie das En­de der 112-jäh­ri­gen Ge­schich­te eines gros­sen Schwei­zer In­du­strie­kon­zerns.»

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Klumpenrisiko

Mar­tin Eb­ner er­wisch­te es 2001 und 2002 in der Bör­sen­kri­se nach dem Dot­Com-Crash. Am Fern­se­hen gab er nur eine kur­ze Er­klä­rung ab: «Ich ha­be zu we­nig di­ver­si­fi­ziert.» Das war ele­gant ge­sagt, denn Eb­ners zen­tra­le Stra­te­gie be­stand ge­nau da­rin, gi­gan­ti­sche Klum­pen­ri­si­ken auf­zu­bau­en: um Kur­se und Ma­na­ge­ment di­ri­gie­ren zu kön­nen. Und dann hat­te Eb­ner zu Be­ginn der Kri­se oh­ne Rück­sicht ge­kauft: in der Hoff­nung, bei einer bal­di­gen Er­ho­lung das Ge­schäft sei­nes Le­bens zu ma­chen. So hat­te der Mann, des­sen Pri­vat­ver­mö­gen ein Jahr zu­vor noch auf 5 Mil­liar­den Fran­ken ge­schätzt wor­den war, auf dem Hö­he­punkt der Kri­se plötz­lich 6 Mil­liar­den Fran­ken Schul­den. Die Ban­ken stürz­ten sich auf ihn. Sie ent­fern­ten al­les aus der BZ Bank, was nicht In­te­ri­eur war. Still blie­ben nur die Zehn­tau­sen­den Pri­vat­an­le­ger. Sie, die be­geis­tert die «Re­vo­lu­tion der Eigen­tü­mer» und das «Recht auf Ren­di­te» ge­fei­ert hat­ten, schwie­gen. Wie frü­her beim Kings Club en­de­te ih­re Be­geis­te­rung nicht in Wut, son­dern in Scham.

Eb­ner selbst rap­pel­te sich 2004 wie­der auf. Er hat­te, wie er sag­te, «fri­sches Ka­pi­tal» eines ano­ny­men In­ves­tors er­hal­ten. Spä­ter las man den Na­men: Chris­toph Blo­cher. Er in­ves­tier­te um die 200 Mil­lio­nen in sei­nen Freund und Ge­heim­nis­trä­ger. Da­mals war er, mit einem Über­ra­schungs­coup nach der Wahl 2003, ge­ra­de Bun­des­rat ge­wor­den. Jus­tiz­mi­nis­ter. Um be­rühmt (oder ge­fürch­tet) zu wer­den, hät­te er all das nicht ge­braucht.

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Leserbriefe

Der Politiker als Grossinvestor Christoph Blocher — der Profi, TA vom 24. 12.

«Das, was Blo­cher in Bern macht, hat mit Volks­ver­tre­tung nicht viel zu tun.»

Helden der Wirtschaft.

Vielen Dank für den sehr in­ter­es­san­ten Ar­ti­kel über das Duo Blo­cher/Eb­ner. Nach der Lek­tü­re ha­be ich mich ge­fragt, was die­se bei­den Hel­den der Wirt­schaft der Schweiz eigent­lich un­ter dem Strich ge­bracht ha­ben: nix! Sie ver­kör­pern je­den­falls al­les, was mit den Grund­wer­ten eines Schwei­zers so gut wie nicht ver­ein­bar ist. Da­mit soll­te auch der Letz­te be­grei­fen. dass das, was Herr Blo­cher in Bern macht, mit Volks­ver­tre­tung nicht viel zu tun hat.

Max Bruellhardt, Dierikon

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Politisch sauber ins neue Jahr.

Weih­nacht muss sein. Und auch die ent­spre­chen­de Stim­mung. Doch wel­cher Teu­fel muss die Re­dak­tion des «Ta­ges-An­zei­gers» ge­rit­ten ha­ben, dass sie aus­ge­rech­net auf die­ses hei­li­ge Da­tum hin die­sen Ar­ti­kel lan­ciert hat? Woll­ten sie uns auf das in­brüns­ti­ge Sin­gen be­stimm­ter Weih­nachts­lie­der vor­ein­stim­men? Zum Bei­spiel «Vom Him­mel hoch, da komm ich her» — ge­nau­er des­sen 3. Stro­phe: «Es ist der Herr Christ(oph), un­ser Gott, der will euch führn aus al­ler Not. Er will eur Hei­land sel­ber sein, von al­len Sün­den ma­chen rein.» Oder dann das «Christ(oph) der Ret­ter ist da . . . » wo­bei das «da» das erste Mal ge­sang­lich kit­schig nach oben ge­zo­gen wird. So wünsch ich euch al­len we­nigs­tens einen po­li­tisch sau­be­ren Über­gang ins neue Jahr!

Werner Utzinger, Urdorf Pfarrer

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Auf den Punkt gebracht.

Dan­ke der TA-Re­dak­tion, dass sie auch vor Hei­lig­abend nicht nur lieb säu­sel­te, son­dern in­halt­lich noch voll da war! Wich­tig, dass das, was man über Blo­cher & Co. seit Jah­ren schon weiss, wie­der mal auf den Punkt ge­bracht wur­de. Wä­re dumm, es zu ver­ges­sen, denn wir zah­len lei­der die Rech­nung.

Mariann Winiger, Zürich

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Über das Menschsein nachdenken.

Ist das eine Weih­nachts­ge­schich­te? Schö­ne Be­sche­rung: Im Ar­ti­kel ent­hal­ten sind meh­re­re Pas­sa­gen mit Wor­ten wie tar­nen, ge­heim, ano­nym, Coup, Schlacht, Putsch, aus­pres­sen, in­ten­siv, bru­tal, Kas­sen lee­ren, Trüm­mer ver­kau­fen und der­glei­chen mehr. Al­le sol­chen «Pro­fis» — es gibt vie­le — wis­sen auch den Rand und die Lö­cher der Le­ga­li­tät zu nut­zen. Be­vor es mög­li­cher­wei­se ein an­de­rer «Pro­fi» tut. Oh­ne Rück­sicht auf kurz- und lang­fris­ti­ge Ne­ben­wir­kun­gen. Aus die­ser Sicht ver­ständ­lich der Ruf der «Pro­fis» nach we­ni­ger Ge­setz und we­ni­ger Staat. Es gibt aber noch ein an­de­res Vo­ka­bu­lar und an­de­re Ver­hal­tens­wei­sen, viel­leicht für die «Nicht­pro­fis»? (nicht zu ver­wech­seln mit «nicht Pro­fes­sio­nel­len»). Zu­min­dest zei­gen dies zwei an­de­re Ar­ti­kel im Ta­gi. Glei­chen­tags Han­nes Nuss­bau­mer in «Mo­ral und Po­li­tik/Die Schweiz ist an­ders» und am 14. De­zem­ber Mar­tin Ebel in «Die Fi­nanz­kri­se ist auch eine Kri­se des An­stan­des». Hier zählt mehr als nur das Recht, hier gilt noch der Spruch «Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch kei­nem an­de­ren zu», hier kom­men Wor­te vor wie Mass­hal­ten, Fair­ness, Ver­trau­ens­wür­dig­keit, An­stand, Rück­sicht­nah­me, Em­pa­thie, nicht aus Kal­kül, ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung et ce­te­ra. In­ter­es­sant, die­se drei sehr gu­ten Ar­ti­kel ne­ben­ein­an­der­zu­le­gen und über das Mensch­sein nach­zu­den­ken.

Peter Vögelin, Oberengstringen

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Italienische Politik.

Hut ab vor dem Be­richt von TA-Re­dak­tor Con­stan­tin Seibt! Ob aber der Leser aus dem Bericht her­aus­le­sen wird, dass Blo­cher an vor­ders­ter Front stand, als es um die Über­nah­me der ame­ri­ka­ni­schen Prak­ti­ken im Fi­nanz­we­sen ging? Die uns am Schluss die Fi­nanz­kri­se ge­bracht ha­ben? Und uns so­mit Ver­mö­gens- und Ren­ten­ver­lus­te ver­ur­sach­ten, Herrn Blo­cher und Kon­sor­ten je­doch zu­vor Mil­lio­nen­ge­win­ne. Die Iro­nie da­bei ist ja, dass Chris­toph Blo­cher — als Ver­tre­ter einer Mit­tel­stands­par­tei! — mit sei­nem Ver­mö­gens­zu­wachs al­le Wäh­ler sei­ner Par­tei ge­schä­digt hat. Da­mit ver­kom­men Herr Blo­cher vol­lends zum Ego­isten und sei­ne Par­tei zur Bon­zen­par­tei. Wer da­bei Zu­sam­men­hän­ge mit der ita­lie­ni­schen Po­li­tik sieht, ist wohl nur ein hal­ber Bür­ger.

Hans Baumgartner, Zürich

Medial verherrlicht.

Hat Blo­cher jetzt auch den «Ta­ges-An­zei­ger» ge­kauft? Al­so wenn ich das Abo nicht be­reits ge­kün­digt hät­te, wä­re es heu­te so weit. Ich fin­de es völ­lig da­ne­ben, wie die­ser «Fi­nanz­jong­leur» nun im TA auch noch ver­herr­licht wird.

Eva Wiesendanger, Niederweningen

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Hinter Schloss und Riegel.

Es ist er­staun­lich, dass in einer so­ge­nannt funk­tio­nie­ren­den De­mo­kra­tie Men­schen wie Chris­toph Blo­cher so weit kom­men kön­nen! Je­mand, der sei­nen Reich­tum und sei­ne Macht auf hin­ter­lis­ti­ge Ma­chen­schaf­ten ge­baut hat, Schwei­zer Bür­ger, die aus eige­ner Kraft eine Fir­ma auf­ge­baut ha­ben, be­trügt und um ih­ren Ver­dienst bringt, re­nom­mier­te Fir­men, wie Alu­suis­se, in­ner­halb kür­zes­ter Zeit rui­niert und sich da­bei sel­ber mass­los be­rei­chert, Freun­de ak­tiv un­ter­stützt, die ehr­li­che Bür­ger um ihr Ver­mö­gen brin­gen, und dann be­haup­tet, das ein­zi­ge Ziel sei das Wohl der Schweiz und da­für wür­de er sich auf­op­fern, ge­hört nicht nur aus sämt­li­chen po­li­ti­schen Äm­tern ver­bannt, son­dern eigent­lich hin­ter Schloss und Rie­gel.

Lukas Abegg, Zürich

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Ems-Chemie: Eine Entgegnung

Blocher und die Ems-Chemie

Wie hat Chris­toph Blo­cher die Ems-Che­mie über­nom­men? Am 24. De­zem­ber 2011 be­leuch­te­te der TA die Hin­ter­grün­de da­zu. «Ei­ne fak­ten­wid­ri­ge Dar­stel­lung», er­klärt Mag­da­le­na Mar­tul­lo, die Vi­ze­prä­si­den­tin und De­le­gier­te des Ver­wal­tungs­ra­tes der Ems­Che­mie Hol­ding. Nach­fol­gend stellt sie die Fak­ten (wie in Karl Lü­önds un­ab­hän­gig re­cher­chier­tem Buch über die Ems-Che­mie be­schrie­ben) rich­tig.

An­fang der Acht­zi­ger­jah­re be­fand sich die Welt­wirt­schaft in ei­ner star­ken Re­zes­si­on. Die Tex­ti­lin­du­strie (das da­ma­li­ge Haupt­ge­schäft der Ems-Che­mie) war be­son­ders stark be­trof­fen. Die Ems-Che­mie kämpf­te mit Ver­lus­ten. Ent­las­sun­gen wa­ren un­ver­meid­lich. 1979, auf dem Hö­he­punkt der Kri­se, starb der Fir­men­grün­der Wer­ner Os­wald. Un­ver­mit­telt, auf­grund ei­nes Wech­sels bei der Steu­er­zu­stän­dig­keit, sa­hen sich des­sen Frau und des­sen Kin­der mit be­deu­tend hö­he­ren Ver­mö­gens­steu­ern kon­fron­tiert, die sie auf­grund des schlech­ten Ge­schäfts­gangs nicht mehr aus der Di­vi­den­de der Ems-Che­mie fi­nan­zie­ren konn­ten. Die Fa­mi­lie Os­wald ent­schloss sich zum Ver­kauf ih­rer Fa­mi­li­en­hol­ding, wel­che die Ak­ti­en an der Ems-Che­mie hielt.

Den Auf­trag zum Ver­kauf er­hiel­ten Chris­toph Blo­cher und als Ver­tre­ter der Fa­mi­lie zwei in der Ge­schäfts­lei­tung der Ems-Che­mie tä­ti­ge Söh­ne des Fir­men­grün­ders. Zu­sam­men mit dem da­ma­li­gen Ems-Fi­nanz­chef führ­ten die drei Ver­kaufs­ge­sprä­che mit aus­län­di­schen Kon­kur­renz­fir­men. Die­se wa­ren in ers­ter Li­nie an Kun­den und Pa­ten­ten in­ter­es­siert, aber nicht am Er­halt des Werk­plat­zes Do­mat/Ems. Das höch­ste An­ge­bot kam von Ge­ne­ral Elect­ric. Jack Welch ver­han­del­te per­sön­lich und mach­te ein An­ge­bot für rund 20 Mil­lio­nen Fran­ken. Er plan­te, min­des­tens die Hälf­te der bünd­ne­ri­schen Be­leg­schaft zu ent­las­sen.

Man­gels Käu­fern, die den für die Re­gi­on wich­ti­gen Werk­platz er­hal­ten hät­ten, ent­schloss sich Chris­toph Blo­cher sel­ber zum Kauf, und zwar zum sel­ben (Höchst–)Preis, den Ge­ne­ral Elect­ric an­bot. Das Ak­ti­en­pa­ket der Fa­mi­li­en­hol­ding Os­wald um­fass­te aber nur 10 Pro­zent der Ka­pi­tal­rech­te (und 30 Pro­zent der Stimm­rech­te) von der Ems-Che­mie. Die üb­ri­gen Ak­ti­en wa­ren im Be­sitz von Drit­ten (das Un­ter­neh­men war an der Bör­se ko­tiert). Der Bör­sen­wert der Ems­Che­mie (für 100 Pro­zent der Ka­pi­tal­an­tei­le) be­weg­te sich im Jahr des Ver­kaufs zwi­schen 70 und 125 Mil­lio­nen Fran­ken.

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Chris­toph Os­wald, Sohn des Fir­men­grün­ders und zur Zeit des Ver­kaufs Ge­ne­ral­sek­re­tär der Ems-Che­mie und Prä­si­dent des Ver­wal­tungs­ra­tes der Fa­mi­li­en­hol­ding, schrieb mir am 23. Juli 2007 Fol­gen­des zum da­ma­li­gen Ver­kauf: «Im Ein­klang mit den Grund­sät­zen mei­nes Va­ters war für mich beim Ver­kaufs­ent­scheid das Wich­tig­ste, dass die Ar­beits­plät­ze in Do­mat/Ems er­hal­ten blie­ben. Un­ter den ver­schie­de­nen In­ter­es­sen­ten, mit de­nen über den Kauf der Ems­Che­mie ver­han­delt wur­de, gab es aus­ser Chris­toph Blo­cher kei­nen, der Ge­währ da­für ge­bo­ten hät­te, dass das Werk im Sin­ne mei­nes Va­ters und von des­sen Ziel­set­zun­gen wei­ter­ge­führt wür­de. (…) Ich freue mich über die po­si­ti­ve Ent­wick­lung der Ems-Che­mie un­ter der Füh­rung von Chris­toph Blo­cher. Ich bin ihm nach wie vor freund­schaft­lich ver­bun­den.»

Als per­sön­li­che Zeit­zeu­gin der ver­zwei­fel­ten und für un­se­re Fa­mi­lie nicht nur fi­nan­zi­ell äus­serst be­las­ten­den Fir­men­über­nah­me be­ur­tei­le ich die ver­zer­ren­de Be­richt­er­stat­tung von Con­stan­tin Seibt als un­an­ge­mes­sen und ver­mis­se den ge­büh­ren­den Re­spekt ge­gen­über den Un­ter­neh­mern, aber auch ge­gen­über den Ge­ne­ra­tio­nen un­se­rer Mit­ar­bei­ter.



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BaZ zu Tettamanti 15.12.2011
BaZ: Christoph Blocher: «Ziel ist eine ‹Basler Zeitung nackt›» 29.10.2012
Landbote zu Tettamanti 22.04.2013
Kritik an Führung 16.12.2011
Blocher beschimpft FDP SonntagsZeitung 18.12.2011
Original dieser Seiten als PDF: Christoph Blocher — der Profi 24.12.2011     Leserbriefe vom 28.12.2011
Blocher greift Nationalbank an mit gestohlenen Bankdaten: SonntagsZeitung 1.1.2012