Swiss­leaks: Po­li­ti­ker neh­men sich Fin­ma vor

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Nach Aus­wer­tung der HSBC-Kun­den­da­ten for­dern Na­ti­onal­rä­te eine Über­prü­fung der Fi­nanz­markt­auf­sicht.

Von Phi­lipp Lo­ser, Zü­rich,
und Wal­ter Nie­der­ber­ger, San Fran­ci­sco
Von Phi­lipp Lo­ser, Zü­rich, und Wal­ter Nie­der­ber­ger, San Fran­ci­sco
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Hätte die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­markt­auf­sicht (Fin­ma) mer­ken müs­sen, dass die Pri­vat­bank HSBC in Genf über Jah­re Ver­mö­gen von kri­mi­nel­len Kun­den ver­wal­te­te? Ja, mei­nen vor­ab lin­ke Po­li­ti­ker und be­rei­ten nach den Swiss­leaks-Ent­hül­lun­gen Vor­stös­se im Par­la­ment vor. Doch auch aus dem bür­ger­li­chen La­ger wird Kri­tik laut. Die Vor­wür­fe ge­gen die Fin­ma sei­en we­nig hilf­reich für den Ban­ken­platz Schweiz, sagt der Zür­cher Ban­ker und FDP-Na­tio­nal­rat Hans-Pe­ter Port­mann. «Die Öf­fent­lich­keit hat ein Recht auf die sorg­fäl­ti­ge Ab­klä­rung die­ser Vor­wür­fe.»

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Port­mann wünscht sich des­halb eine Un­ter­su­chung der Auf­sichts­be­hör­de durch die Ge­schäfts­prü­fungs­kom­mis­si­on (GPK). De­ren Prä­si­dent, SVP-Na­tio­nal­rat Ru­dolf Jo­der (BE), zeigt sich of­fen: Schon frü­her ha­be man fest­ge­stellt, dass die Kon­trol­le der Fin­ma durch die Po­li­tik ein­ge­schränkt sei. «Der Fall HSBC be­stä­tigt die­sen Be­fund. Da­rum muss die Fin­ma jetzt ein The­ma für die GPK wer­den.»

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Straf­ver­fah­ren in den USA?

Der­weil warn­te die de­sig­nier­te US-Jus­tiz­mi­nis­te­rin Lo­ret­ta Lynch, dass gegen die Bank und de­ren Ver­ant­wort­li­che ein Straf­ver­fah­ren er­öff­net wer­den könn­te. Der von ihr ab­ge­seg­ne­te Ver­gleich mit HSBC von 2012 wür­de sie nicht da­ran hin­dern, die Schrau­ben er­neut an­zu­zie­hen. In einem Brief an die Rechts­kom­mis­si­on des Se­nats prä­zi­sier­te Lynch, dass mit dem Ver­gleich die Bei­hil­fe zu Sank­ti­ons­um­ge­hun­gen ge­ahn­det wur­de, doch «dies gibt der Bank kei­nen Schutz ge­gen an­de­re» il­le­ga­le Ak­ti­vi­tä­ten. Eine Ver­tre­te­rin der No­ten­bank dop­pel­te bei einem Hea­ring im Se­nat nach. Bei­de Be­hör­den schlies­sen nicht aus, dass die HSBC dies­mal nicht mit einem Ver­gleich da­von­kom­men könn­te.

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Mit­ten im Wahl­kampf hat die HSBC-Af­fä­re den bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­ter Da­vid Ca­me­ron em­pfind­lich ge­trof­fen. Was hat Ca­me­ron ge­wusst? Die op­po­si­tio­nel­le La­bour Par­ty ver­langt eine um­fas­sen­de Klä­rung die­ser Fra­ge.

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Unser sauberer Finanzplatz

Loser Kommentar Philippe Loser, Inlandredaktor;
über Zweifel an der Finma.
Loser Kommentar Philippe Loser, Inlandredaktor;
über Zweifel an der Finma.
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Es will ein­fach nicht auf­hö­ren. Nach je­der Mil­lio­nen­bus­se einer Schwei­zer Bank im Aus­land, nach je­der ne­ga­ti­ven Schlag­zei­le, hofft man: Das war es jetzt. Doch die Rea­li­tät ist eine an­de­re. Das Zerr­bild des geld­gie­ri­gen und ver­schwie­ge­nen Schwei­zer Ban­kers, der oh­ne Skru­pel auch das schmut­zig­ste Geld die­ser Er­de ver­wal­tet und ver­mehrt, bleibt stil­bil­dend für die Wahr­neh­mung der Schweiz. Die in­ter­na­tio­na­le Be­richt­er­stat­tung über die Swiss­leaks-Ent­hül­lun­gen bei der Pri­vat­bank HSBC ver­mit­telt ein Ge­fühl da­von.

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Lange Zeit war das den meis­ten Schwei­zern egal. Das Bank­ge­heim­nis war trotz all sei­nen Rand­er­schei­nun­gen (von de­nen man im­mer wuss­te) eine Säu­le der eige­nen Iden­ti­tät. Die Schwei­zer wa­ren stolz auf ih­re Ban­ker. Stolz auf den eige­nen Ge­schäfts­sinn.

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Es scheint lan­ge her. Stück für Stück gab die Schweiz das Bank­ge­heim­nis nach der Fi­nanz­kri­se auf. Un­ter Druck von aus­sen re­for­mier­te die Schweiz ihr äl­tes­tes Ge­schäfts­mo­dell. So­gar die FDP, die Par­tei der Bahn­hof­stras­se, die Par­tei des Bank­ge­heim­nis­ses, hat den Wi­der­stand auf­ge­ge­ben. Wenn heu­te ein Ban­ker wie der Zür­cher FDP-Na­tio­nal­rat Hans-Pe­ter Port­mann zur Un­ter­su­chung der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­markt­auf­sicht (Fin­ma) auf­ruft und die Vor­wür­fe an de­ren Ad­res­se (und die Ad­res­se der Ban­ken) nicht von vorn­her­ein als ge­gen­stands­los ver­wirft, dann zeigt das, wie gross der Sin­nes­wan­del bei ge­wis­sen Ver­tre­tern der Fi­nanz­wirt­schaft tat­säch­lich ist.

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Es ist ein nö­ti­ger Sin­nes­wan­del: Eine Auf­ar­bei­tung der eige­nen dunk­len Ver­gan­gen­heit und eine Zu­kunft als tat­säch­lich sau­be­rer Fi­nanz­platz kann nur ge­lin­gen, wenn je­der Zwei­fel an der Red­lich­keit der be­tei­lig­ten Ak­teu­re aus­ge­räumt ist. Drei­mal hat die Fin­ma die Pri­vat­bank HSBC in Genf un­ter­sucht, drei­mal ist die Bank glimpf­lich da­von­ge­kom­men. Mit Ab­sicht? Port­mann hat recht: Die Vor­wür­fe an die Fin­ma (mö­gen sie nun stim­men oder nicht) hin­ter­las­sen ein un­gu­tes Ge­fühl und scha­den den Be­stre­bun­gen für einen sau­be­ren Fi­nanz­platz. Das Ver­hal­ten der Fin­ma im Fall HSBC ge­hört durch eine par­la­men­ta­ri­sche Un­ter­su­chung sau­ber ab­ge­klärt. Sonst hört es wirk­lich nie mehr auf.

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  Swissleaks
 
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«Das Be­son­de­re an dem Kon­to ist, dass es ‹nicht dek­la­riert› ist. […] Die Fa­mi­lie schätzte die Idee, das Geld auf dem Kon­to durch Ge­brauch einer Kre­dit­kar­te auf­zu­brau­chen.»

Kontakt: London, England
Notizen vom 9.2.2005 und 8.11.2005

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«Er fragt nach In­for­ma­tio­nen, um eine Schwei­zer Ge­sell­schaft zu grün­den. Wird mir dies­be­züg­lich eine E-Mail schrei­ben. […] NE COM­PREND PAS GRANDE CHOSE.»

Kontakt: Unbekannter Ort
Notiz vom 14.1.2005

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«Kunde woll­te For­mu­la­re zur Er­öf­fnung des Kon­tos nicht aus­fül­len und un­ter­schrei­ben. Er will, dass wir sie aus­fül­len und ihm nur zum Un­ter­schrei­ben zu­schic­ken.»

Kontakt: London, England
Notiz vom 11.1.2005

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«Kun­din ex­trem ent­täuscht von un­se­rer Ar­beit, hat ih­ren gan­zen Zorn brül­lend an mir aus­ge­las­sen.»

Kontakt: Antwerpen, Belgien
Notiz vom 20.6.2005

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«Kunde freu­te sich sehr, Frau des Re­la­ti­on­ship-Ma­na­gers ken­nen zu ler­nen. Ein­la­dung für mei­ne Frau, näch­sten Som­mer eine Nacht auf der Mo­tor­jacht in Mo­na­co zu ver­brin­gen.»

Kontakt: St. Moritz, Schweiz
Notiz vom 30.3.2005

Kontakt: London, England
Notizen vom 9.2.2005 und 8.11.2005

Kontakt: Unbekannter Ort
Notiz vom 14.1.2005

Kontakt: London, England
Notiz vom 11.1.2005

Kontakt: Antwerpen, Belgien
Notiz vom 20.6.2005

Kontakt: St. Moritz, Schweiz
Notiz vom 30.3.2005

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Po­li­tik will die Fin­ma un­ter­su­chen

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Hät­te die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­markt­auf­sicht die un­sau­be­ren Ge­schäf­te von HSBC frü­her be­mer­ken müs­sen? Ja, fin­den Par­la­men­ta­ri­er ver­schie­de­ner La­ger. Sie for­dern eine TOP na­tio­nal­rät­li­che Über­prü­fung.

HSBC

Laut Po­li­ti­kern hat die Fin­ma die Ge­schäf­te am Sitz von HSBC Schweiz in Genf zu lasch be­auf­sich­tigt.

Foto: Mark Henley (Panos Pictures)

HSBC

Laut Po­li­ti­kern hat die Fin­ma die Ge­schäf­te am Sitz von HSBC Schweiz in Genf zu lasch be­auf­sich­tigt.

Foto: Mark Henley (Panos Pictures)

Philipp Loser
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Im Lichte der heu­ti­gen Er­kennt­nis­se, nach Swiss­leaks und den do­ku­men­tier­ten Mil­lio­nen von Fran­ken, die nach Genf und wie­der aus Genf hin­aus­flos­sen, mit all die­sem Wis­sen liest sich die Me­dien­mit­tei­lung der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­markt­auf­sicht (Fin­ma) vom 28. Feb­ru­ar 2011 et­was selt­sam.

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Nach einer «um­fang­rei­chen Un­ter­su­chung» an­läss­lich des Da­ten­dieb­stahls bei der HSBC, so heisst es in der Mit­tei­lung, «rügt die Fin­ma Män­gel bei der in­ter­nen Or­ga­ni­sa­ti­on und der Kon­trol­le der IT-Ak­ti­vi­tä­ten der Bank». Die Fol­ge: eine of­fi­zi­el­le Rü­ge und die For­de­rung, «die Mass­nah­men zur Her­stel­lung der er­for­der­li­chen IT-Si­cher­heit» kon­se­quent wei­ter­zu­füh­ren.

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Ro­ger Nord­mann, SP-Na­tio­nal­rat aus dem Kan­ton Waadt, liest die Me­dien­mit­tei­lung laut am Te­le­fon vor und un­ter­bricht sich im­mer wie­der sel­ber, um sei­nem Är­ger Luft zu ma­chen. «Das ist doch gro­tesk! Eine Schan­de!» Da ver­stos­se eine Bank of­fen­sicht­lich ge­gen das Geld­wä­sche­rei­ge­setz und das Ein­zi­ge, was der Auf­sicht da­zu ein­fal­le, sei die Un­ter­suc­hung des Da­ten­dieb­stahls durch Her­vé Fal­cia­ni — und nicht et­wa die Un­ter­suc­hung des Da­ten­in­halts. «Der Fall Swiss­leaks ist auch ein Fall Fin­ma.»

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Meh­re­re Ver­fah­ren

Nord­mann hat einen et­was en­gen Fo­kus — zu­sätz­lich zur IT-Si­cher­heit hat die Fin­ma nach dem Da­ten­dieb­stahl von 2007 auch zwei Ver­fah­ren im Geld­wä­sche­rei­be­reich ge­gen die HSBC durch­ge­führt und die Bank ge­rügt, weil sie im April 2013 die An­ge­hö­ri­gen des ehe­ma­li­gen tu­ne­si­schen Dik­ta­tors Ben Ali zu we­nig über­prüf­te. Doch das las­sen Nord­mann und an­de­re Ver­tre­ter der Lin­ken nicht gel­ten. Für TOP SP-Na­tio­nal­rat Céd­ric Wer­muth (AG) be­stä­tigt Swiss­leaks sei­nen lang­jäh­ri­gen Ver­dacht, dass es im Rah­men der Auf­sichts­tä­tig­keit der Fin­ma ein Gent­le­men’s Agree­ment ge­be, bei den Ban­ken nicht so ge­nau hin­zu­se­hen. «Und wenn die Fin­ma dann ein­mal tat­säch­lich eine Ver­let­zung des Geld­wä­sche­rei­ge­set­zes fest­ge­stellt hat, wa­ren die Sank­tio­nen lä­cher­lich.»

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Eine Un­ter­su­chung durch die Ge­schäfts­prü­fungs­kom­mis­sion sei das min­des­te, sa­gen Wer­muth und Nord­mann. Bei­de be­rei­ten nun ent­spre­chen­de Vor­stös­se für die Früh­lings­ses­sion vor.

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Nach der Ver­öf­fent­li­chung der Da­ten­ana­ly­se der Kun­den­da­ten der Pri­vat­bank vom Mon­tag hat es nicht lan­ge ge­dau­ert, bis auch die Fi­nanz­markt­auf­sicht in den Fo­kus rück­te. «Die Fin­ma sieht nicht, wenn ein Ele­fant ne­ben ihr vor­bei­läuft», sag­te Alt-Stän­de­rat Dick Mar­ty (FDP) in einem In­ter­view mit den West­schwei­zer Zei­tun­gen «Le Cour­rier» und «La Li­ber­té» von ges­tern. Die Be­hör­de über­se­he schwe­ren Be­trug und sei pin­ge­lig, wenn es um klei­ne Ver­feh­lun­gen ge­he.

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Der Zür­cher FDP-Na­tio­nal­rat und Ban­ker Hans-Pe­ter Port­mann mag nicht so weit ge­hen wie Mar­ty — aber für einen Ver­tre­ter des bür­ger­li­chen La­gers ist er über­ra­schend deut­lich: Wenn die Fin­ma im Fall der HSBC auf einen Ver­stoss ge­gen das Geld­wä­sche­rei­ge­setz ge­stos­sen sei, hät­te sie An­zei­ge er­stat­ten müs­sen. «Es ist nun an den po­li­ti­schen Auf­sichts­gre­mi­en, die­sen Fall ab­zu­klä­ren.» Die Vor­wür­fe, die ge­gen die Fin­ma im Raum stün­den, sei­en we­nig hilf­reich für den Ban­ken­platz Schweiz. Die Öf­fent­lich­keit ha­be ein Recht auf die sorg­fäl­ti­ge Ab­klä­rung der Vor­fäl­le: «Im bes­ten Fall wird die Fin­ma ent­las­tet.» Port­mann geht da­von aus, dass sich die GPK bald mit dem Fall be­schäf­ti­gen wird.

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Ru­dolf Jo­der (SVP, BE), Prä­si­dent der na­tio­nal­rät­li­chen GPK, ist of­fen für eine Un­ter­su­chung der Fin­ma durch sein Gre­mi­um. Seit einem Jahr liegt ein ge­ne­rel­les Gut­ach­ten über die Auf­sichts­funk­ti­on der GPK ge­gen­über der Fin­ma vor. Schon frü­her ha­be man fest­ge­stellt, dass die Kon­trol­le sol­cher aus­ge­la­ger­ten Be­trie­be heu­te ein­ge­schränkt sei. «Der Fall HSBC be­stä­tigt die­sen Be­fund», sagt Jo­der. «Dar­um muss die Fin­ma jetzt ein The­ma für die GPK wer­den.»

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Bei der Auf­sichts­be­hör­de will man die An­wür­fe aus der Po­li­tik nicht wei­ter kom­men­tie­ren. «Soll­te es ent­spre­chen­de Fra­gen und Vor­stös­se aus dem Par­la­ment ge­ben, wer­den wir wie üb­lich Re­de und Ant­wort ste­hen», sagt Fin­ma-Spre­cher To­bi­as Lux. Im Fall von HSBC sei die Auf­sichts­tä­tig­keit seit dem Fall Fal­cia­ni er­heb­lich in­ten­si­viert wor­den. Lux: «Wenn wir Hin­wei­se er­hal­ten, dass Be­stim­mun­gen nicht ein­ge­hal­ten wer­den, ge­hen wir dem nach, füh­ren wo nö­tig ein Ver­fah­ren durch und ord­nen Mass­nah­men an, da­mit Schwä­chen und Feh­ler kor­ri­giert wer­den. Das ist un­ser Auf­trag.»

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Schar­fe Kri­tik an bri­ti­scher Steu­er­be­hör­de

Die Che­fin der Be­hörde soll dem Par­la­ment be­reits heu­te Aus­kunft über das la­sche Vor­ge­hen ge­gen Steu­er­sün­der ge­ben.

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Die Che­fin der Be­hörde soll dem Par­la­ment be­reits heu­te Aus­kunft über das la­sche Vor­ge­hen ge­gen Steu­er­sün­der ge­ben.

Peter Nonnenmacher, London
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Mitten im Wahl­kampf hat die HSBC-Af­fä­re den bri­ti­schen Re­gie­rungs­chef Da­vid Ca­me­ron em­pfind­lich ge­trof­fen. Am Diens­tag muss­te der To­ry-Pre­mier sich ge­gen den Vor­wurf ver­tei­di­gen, über Steu­er­hin­ter­zie­hungs-Prak­ti­ken bei HSBC ge­schwie­gen und den Ex-HSBC-Boss, Lord Ste­phen Green, zum Staats­sek­re­tär für Han­del ge­macht zu ha­ben, ob­wohl dem bri­ti­schen Steu­er­amt Do­ku­men­te über sys­te­ma­ti­sche Steu­er-Kri­mi­na­li­tät bei HSBC vor­la­gen. Ca­me­ron er­klär­te da­zu, we­der er TOP noch ir­gend einer sei­ner Mi­nis­ter hät­ten vor dem ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de auch nur die lei­ses­te Ah­nung da­von ge­habt, dass HSBC über ih­re Schwei­zer Fi­lia­le sich ir­gend­wel­cher Ver­ge­hen schul­dig ge­macht ha­be. Das wur­de prompt vom bri­ti­schen Steu­er­amt be­stä­tigt. Die Be­hör­de will die ihr 2010 von Frank­reich zu­ge­spiel­ten Da­ten über HSBC im eige­nen Land an nie­man­den wei­ter­ge­ge­ben ha­ben — an­geb­lich weil sie glaub­te, dass ihr eine Wei­ter­ga­be nicht ge­stat­tet ge­we­sen sei.

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Die op­po­si­tio­nel­le La­bour Par­ty, die vor den Wah­len einen här­te­ren Kurs ge­gen Steu­er­hin­ter­zie­hung ver­spricht, ver­langt aber um­fas­sen­de Auf­klä­rung in die­ser und in an­de­ren Fra­gen. Die Par­tei be­zwei­felt, dass der Re­gie­rung nichts von den An­schul­di­gun­gen ge­gen HSBC be­kannt war, als Pre­mier Ca­me­ron Lord Green zum Staats­sek­re­tär mach­te und als das Steu­er­amt sich für eine Po­li­tik mi­ni­ma­ler Straf­ver­fol­gung von Steu­er­schwind­lern ent­schied.

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Bereits heu­te soll die Che­fin der Steu­er­be­hör­de, Lin Ho­mer, dem Un­ter­haus-Aus­schuss für öf­fent­li­che Fi­nan­zen Re­de und Ant­wort ste­hen. Da­nach will der Aus­schuss Lord Green vor­la­den. Ge­ge­be­nen­falls sol­len auch ein­zel­ne Mi­nis­ter ver­nom­men wer­den. Jetzt tue «eine drin­gen­de Un­ter­su­chung» not, sag­te die Aus­schuss-Vor­sit­zen­de Mar­ga­ret Hodge.

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Die bri­ti­schen Be­hör­den er­hiel­ten die HSBC-Da­ten von fran­zö­si­scher Sei­te im Mai 2010 — just zum Zeit­punkt des Re­gie­rungs­an­tritts Ca­me­rons. Den­noch er­griff man in der Fol­ge in Lon­don we­der recht­li­che Schrit­te ge­gen die Bank, noch such­te man be­trof­fe­ne Kun­den zu ver­fol­gen. Nur etw­a 1100 der fast 7000 über­mit­tel­ten Kun­den­na­men mit bri­ti­scher Ad­res­se wa­ren vom Steu­er­amt we­gen Nach- und Straf­zah­lun­gen an­ge­gan­gen wor­den. Und nur in einem ein­zi­gen Fall, in dem TOP ge­gen einen Kun­den be­reits er­mit­telt wur­de, kam es zu einer Straf­ver­fol­gung. Statt des­sen such­te das Amt in pri­va­ten Deals, oh­ne Na­mens­nen­nung, hin­ter­zo­ge­ne Gel­der her­ein­zu­be­kom­men. Ins­ge­samt ka­men aber nur 135 Mil­lio­nen Pfund zu­sam­men, deut­lich we­ni­ger als in an­de­ren Län­dern.

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Ex-Chef wird HSBC-Be­ra­ter

Ex-Chef wird HSBC-Be­ra­ter Da­vid Hart­nett, der 2010 Chef des bri­ti­schen Steu­er­amts war, be­teu­ert un­ter­des­sen, dass es «nie Ab­sicht» sei­ner Be­hör­de ge­we­sen sei, «die Iden­ti­tät von HSBC-Kun­den be­wusst zu ver­heim­li­chen». Der «wei­che­re» Kurs sei sei­nen Leu­ten ein­fach als der aus­sichts­reichs­te er­schie­nen. Zu­dem sei die Be­hör­de bei der Über­ga­be der HSBC-Da­ten dar­auf ver­pflich­tet wor­den, die­se In­for­ma­tio­nen an nie­man­den wei­ter­zu­ge­ben, sag­te Hart­nett. Man ha­be das so ver­stan­den, dass auch die eigene Re­gie­rung und Äm­ter wie die Lon­do­ner Fi­nanz­dienst­leis­tungs-Auf­sicht nichts von den An­schul­di­gun­gen er­fah­ren dürf­ten.

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Hart­nett selbst war, wie der «Guar­dian» be­rich­tet, nach sei­ner Pen­sio­nie­rung 2012 von HSBC als Be­ra­ter ein­ge­stellt wor­den. Im Feb­ru­ar 2010, da­mals noch als Chef der Steu­er­be­hör­de, soll er HSBC einen «pri­va­ten» Be­such ab­ge­stat­tet ha­ben — we­ni­ge Ta­ge nach­dem die Exi­stenz der fran­zö­si­schen HSBC-CD be­kannt ge­wor­den war.

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