HSBC-Af­fä­re holt neue US-Ju­stiz­mi­ni­ste­rin ein

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Lo­ret­ta Lynch liess die Bank vor drei Jah­ren mit einem Ver­gleich lau­fen. Nun steht sie un­ter Druck, här­ter ge­gen fehl­ba­re In­sti­tu­te vor­zu­ge­hen.

Von Walter Niederberger San Francisco
Von Wal­ter Nie­der­ber­ger San Fran­ci­sco
Loretta Lynch

Die de­sig­nier­te Ju­stiz­mi­ni­ste­rin muss sich schon er­klä­ren: Lo­ret­ta Lynch vor dem Ju­stiz­aus­schuss des Se­nats.

Foto: Reuters

Loretta Lynch

Die de­sig­nier­te Ju­stiz­mi­ni­ste­rin muss sich schon er­klä­ren: Lo­ret­ta Lynch vor dem Ju­stiz­aus­schuss des Se­nats.

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Loretta Lynch

Die de­sig­nier­te Ju­stiz­mi­ni­ste­rin muss sich schon er­klä­ren: Lo­ret­ta Lynch vor dem Ju­stiz­aus­schuss des Se­nats.

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Die HSBC ist in den USA seit über zehn Jah­ren auf dem Ra­dar der Jus­tiz. Ob­wohl sie wie­der­holt we­gen ver­mu­te­ter Geld­wä­sche­rei-Ak­ti­vi­tä­ten ver­warnt wur­de, spiel­te sie in meh­re­ren Be­trugs­skan­da­len eine füh­ren­de Rol­le. Das gröss­te De­likt war ih­re Bei­hil­fe zu Sank­ti­ons­um­ge­hun­gen, wo­für sie mit 1,9 Mil­li­ar­den Dol­lar ge­büsst wur­de. Die­sen Ver­gleich über­wach­te die de­sig­nier­te Jus­tiz­mi­nis­te­rin Lo­ret­ta Lynch. Ihr Be­stä­ti­gungs­ver­fah­ren im Se­nat ist des­halb ins Stoc­ken ge­ra­ten. Sie muss er­klä­ren, wes­halb sie die HSBC trotz einer er­drüc­ken­den Be­weis­la­ge oh­ne Straf­ver­fah­ren lau­fen liess. Eben­so muss sie klä­ren, war­um die aus Swiss­leaks be­kannt ge­wor­de­ne Bei­hil­fe zum Steu­er­be­trug nicht zu einer An­kla­ge führ­te, ob­wohl die De­lik­te den US-Be­hör­den seit 2010 be­kannt wa­ren.

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Lynch steht nicht nur von­sei­ten der Re­pub­li­ka­ner un­ter Druck. Auch pro­mi­nen­te De­mo­kra­ten se­hen sie skep­tisch. Se­na­tor Sher­rod Brown (Ohio) und Se­na­to­rin Eli­za­beth War­ren (Mas­sa­chu­setts) wer­fen ihr vor, die HSBC in ih­rem Amt als Ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin von Brook­lyn zu nach­sich­tig be­han­delt zu ha­ben. Er sei sehr ge­spannt, zu er­fah­ren, war­um die Jus­tiz so zö­ger­lich re­agiert ha­be, ob­wohl sie be­reits 2010 dank der Do­ku­men­te des Whist­le­blo­wers Her­vé Fal­cia­ni von den Steu­er­de­lik­ten der Bank wuss­te. Die Un­tä­tig­keit ist um­so er­staun­li­cher, sag­te Brown, als die HSBC vor drei Jah­ren einen Ver­gleich über 1,9 Mil­li­ar­den Dol­lar we­gen des bis­lang gröss­ten Falls von Sank­ti­ons­ver­stös­sen so­wie we­gen der TOP Geld­wä­sche­rei für die me­xi­ka­ni­sche Dro­gen­ma­fia ab­schlies­sen konn­te. Se­na­to­rin War­ren kri­ti­siert den von Lynch ab­ge­seg­ne­ten Deal als «fun­da­men­tal falsch». «Wie vie­le Mil­li­ar­den Dol­lar muss eine Bank für Dro­gen­ba­ro­ne rein­wa­schen und wie vie­le Sank­tio­nen muss sie ver­let­zen, be­vor je­mand auf die Idee kommt, eine sol­che Fi­nanz­in­sti­tu­ti­on zu schlies­sen?», fragt War­ren. Der Ent­zug der Bank­li­zenz ist in den USA ein sehr sel­te­nes Er­eig­nis ge­blie­ben. Selbst bei einem of­fe­nen Schuld­ge­ständ­nis wie im Fall der Cre­dit Suis­se hat es die Jus­tiz ver­mie­den, die Bank dicht­zu­ma­chen.

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Die 55-jäh­ri­ge Lynch woll­te sich bis­lang nicht im De­tail zu den Vor­wür­fen äus­sern. In einem Brief an die Rechts­kom­mis­si­on des Se­nats prä­zi­sier­te sie nur, dass der Ver­gleich von 2012 der HSBC kei­nen Schutz we­gen an­de­rer il­le­ga­ler Ak­ti­vi­tä­ten ge­be. Nach An­ga­ben der No­ten­bank lau­fen drei Er­mitt­lun­gen ge­gen die Bank, doch ist un­klar, ob be­reits straf­recht­lich ge­gen die Bank und ih­re Ma­na­ger vor­ge­gan­gen wird. «Wenn wir Be­wei­se über Ver­stös­se ge­gen Ge­set­ze oder die ein­wand­freie Ge­schäfts­füh­rung ha­ben, neh­men wir dies sehr ernst», sag­te eine No­ten­bank­ver­tre­te­rin die­se Wo­che und er­wähn­te ex­pli­zit die Bei­hil­fe zum Steu­er­be­trug.

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Lynch soll Eric Hol­der ab­lö­sen und ers­te af­ro­ame­ri­ka­ni­sche Jus­tiz­mi­ni­ste­rin wer­den. Einen Na­men ge­macht hat sie sich mit dem Straf­pro­zess ge­gen den Ma­fio­so Vin­cent Ase­ro, des­sen Raub einer Luft­han­sa-Ma­schi­ne in den Film «Good­fel­las» ein­floss. Kürz­lich klag­te sie einen re­pub­li­ka­ni­schen Ab­ge­ord­ne­ten in Sta­ten Is­land we­gen Steu­er­hin­ter­zie­hung an und brach­te den Ex-Mehr­heits­füh­rer der Re­pub­li­ka­ner in New York we­gen Er­pres­sung hin­ter Git­ter.

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Mo­ti­viert für Schwei­zer Ban­ken

Der Druck ist be­reits spür­bar. Lynch kün­dig­te vor kur­zem an, ge­gen die UBS we­gen des Ver­dachts zu er­mit­teln, US-Kun­den mit­hil­fe nicht mehr zu­ge­las­se­ner In­ha­ber­wert­schrif­ten beim Steu­er­be­trug ge­hol­fen zu ha­ben. Der Zeit­punkt er­scheint nicht zu­fäl­lig. Die UBS ver­han­delt mit dem US-Jus­tiz­mi­ni­ste­ri­um über einen Ver­gleich, mit dem Fremd­wäh­rungs­ma­ni­pu­la­tio­nen ab­ge­gol­ten wer­den sol­len. Zwar schloss die Bank im No­vem­ber einen ers­ten Ver­gleich von rund 800 Mil­lio­nen Dol­lar mit den euro­päi­schen und den US-Fi­nanz­auf­se­hern ab, doch mit dem Mi­ni­ste­ri­um steht eine Eini­gung aus.

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Auch die übri­gen rund ein Dut­zend Schwei­zer Ban­ken, ge­gen die we­gen Steu­er­be­trugs er­mit­telt wird, müs­sen sich auf eine voll mo­ti­vier­te Lynch ein­stel­len. Oh­ne ih­re Zu­stim­mung kön­nen die­se teu­ren und un­be­re­chen­ba­ren Ver­fah­ren nicht ab­ge­schlos­sen wer­den. Die Jus­tiz­mi­ni­ste­rin wird es sich kaum neh­men las­sen, mit har­ten Sank­tio­nen zu be­wei­sen, dass sie die Leh­re aus dem mil­den Vor­ge­hen ge­gen die HSBC ge­zo­gen hat.

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