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K-Tipp Nr. 11, 2015

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SBB verkaufen zu wenig Sparbillette

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert die Bundesbahnen

Stefan Meierhans
Stefan Meierhans: SBB sollen Sparbillette für alle Verkehrszeiten anbieten
Sparbillette: So geht man vor

Sparbillette gibt es nur über die Internetseite der SBB oder via Handy-App. So geht man vor:

Internet: «Abos & Bil­let­te» an­klic­ken, dann «Bil­let­te Schweiz» und schliess­lich «Spar­bil­let­te» wäh­len.

App: Zuerst «Billette» wählen, dann «Sparbillette kaufen»

Sind für eine be­stimm­te Ver­bin­dung Spar­bil­let­te vor­han­den, wer­den sie auch bei einer nor­ma­len Fahr­plan­ab­fra­ge an­ge­zeigt.

Spar­bil­let­te sind nur für den ge­wähl­ten Rei­se­tag gül­tig. Sie kön­nen frü­hes­tens 14 Ta­ge vor Ab­rei­se und bis spä­tes­tens eine Stun­de vor Ab­fahrt des Zu­ges ge­kauft wer­den. In Kür­ze soll die Vor­ver­kaufs­frist auf 30 Ta­ge aus­ge­wei­tet wer­den.

Gut zu wis­sen: Die SBB ver­kau­fen auch Spar­bil­let­te, die nicht un­ter die Ver­ein­ba­rung mit dem Preis­über­wa­cher fal­len. Bei die­sen kann der Ra­batt we­ni­ger als 30 Pro­zent be­tra­gen.

Stefan Meierhans
Stefan Meierhans: SBB sollen Sparbillette für alle Verkehrszeiten anbieten

Bahn­kun­den müss­ten zur­zeit von mas­si­ven Ra­bat­ten pro­fi­tie­ren. Doch der Ver­kauf von Spar­bil­let­ten harzt. Der Vor­wurf des Preis­über­wa­chers: Die SBB wol­len mit die­sen Bil­let­ten vor al­lem un­at­trak­ti­ve Zü­ge in Rand­zei­ten fül­len.

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Von Zü­rich nach Lu­ga­no für 32 statt 64 64 Fran­ken (2. Klas­se, oh­ne Halb­tax) — oder von Ba­sel nach Genf re­tour für Fr. 37.50 statt 75 Fran­ken (2. Klas­se, mit Halb­tax): Bahn­kun­den soll­ten die­ses Jahr von mas­si­ven Ver­gün­sti­gun­gen auf den 50 wich­tig­sten Strec­ken im Fern­ver­kehr pro­fi­tie­ren. Der Grund: Fern­ver­kehrs­kun­den be­zah­len sys­tem­be­dingt zu ho­he Prei­se.

Statt 5000 nur 2000 Sparbillette täglich

Doch der Ver­kauf von so­ge­nann­ten Spar­bil­let­ten stockt. Ge­mäss einer Ver­ein­ba­rung mit Preis­über­wa­cher Ste­fan Meier­hans müss­ten die SBB täg­lich rund 5000 Spar­bil­let­te mit einem Ra­batt von 30 bis 50 Pro­zent an­bie­ten. So soll­ten jähr­lich knapp 30 Mil­lio­nen Fran­ken an die Kun­den zu­rück­flies­sen.

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Laut eige­nen An­ga­ben ver­kau­fen die SBB aber zur­zeit le­dig­lich rund 2000 Spar­bil­let­te pro Tag. Rech­net man dies auf ein Jahr hoch, kommt man auf einen Be­trag von et­wa 12 Mil­lio­nen Fran­ken. Die SBB sa­gen auf An­fra­ge: «Fran­ken­be­trä­ge ge­ben wir nicht be­kannt.»

Der Preis­über­wa­cher kri­ti­siert die SBB: Das An­ge­bot sei zu we­nig at­trak­tiv aus­ge­stal­tet. «Die SBB ver­su­chen über die Spar­bil­let­te pri­mär, un­at­trak­ti­ve Zü­ge wäh­rend der Rand­zei­ten zu fül­len. Auch sind die Vor­ver­kaufs­fris­ten zu lang.»

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Spar­bil­let­te kön­nen nicht an Schal­tern und Auto­ma­ten be­zo­gen wer­den, son­dern nur im In­ter­net und via Han­dy-App. Und dies nur bis eine Stun­de vor Ab­fahrt des Zu­ges. Meier­hans ist über­zeugt: Wür­den die SBB die Spar­bil­let­te auch wäh­rend der Haupt­ver­kehrs­zeit und bis di­rekt vor der Ab­fahrt des Zugs an­bie­ten, wür­den sie mehr da­von ver­kau­fen.

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Die SBB wi­der­spricht der Kri­tik nicht. «Wir sind da­ran in­ter­es­siert, dass mög­lichst vie­le Kun­den sol­che Bil­let­te kau­fen und aus­ser­halb der Haupt­ver­kehrs­zeit rei­sen», sagt Spre­cher Chri­sti­an Gin­sig.

Sparbillette: So geht man vor

Sparbillette gibt es nur über die Internetseite der SBB oder via Handy-App. So geht man vor:

Internet: «Abos & Bil­let­te» an­klic­ken, dann «Bil­let­te Schweiz» und schliess­lich «Spar­bil­let­te» wäh­len.

App: Zuerst «Billette» wählen, dann «Sparbillette kaufen»

Sind für eine be­stimm­te Ver­bin­dung Spar­bil­let­te vor­han­den, wer­den sie auch bei einer nor­ma­len Fahr­plan­ab­fra­ge an­ge­zeigt.

Spar­bil­let­te sind nur für den ge­wähl­ten Rei­se­tag gül­tig. Sie kön­nen frü­hes­tens 14 Ta­ge vor Ab­rei­se und bis spä­tes­tens eine Stun­de vor Ab­fahrt des Zu­ges ge­kauft wer­den. In Kür­ze soll die Vor­ver­kaufs­frist auf 30 Ta­ge aus­ge­wei­tet wer­den.

Gut zu wis­sen: Die SBB ver­kau­fen auch Spar­bil­let­te, die nicht un­ter die Ver­ein­ba­rung mit dem Preis­über­wa­cher fal­len. Bei die­sen kann der Ra­batt we­ni­ger als 30 Pro­zent be­tra­gen.

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Meierhans: «SBB müssen handeln»

Preis­über­wa­cher Meier­hans be­fürch­tet, dass das Ziel, knapp 30 Mil­lio­nen Fran­ken an die Kun­den zu­rück­zu­ge­ben, nicht er­reicht wird. Für ihn kann es des­halb so nicht wei­ter­ge­hen: «Ich ver­lan­ge von den SBB, dass sie jetzt Mass­nah­men er­grei­fen, um mehr Spar­bil­let­te in al­len Ver­kehrs­zei­ten ab­zu­set­zen.» Das An­ge­bot müs­se «den Kun­den­be­dürf­nis­sen ent­spre­chend aus­ge­stal­tet wer­den».

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Ver­kau­fen die SBB zu we­nig Spar­bil­let­te, ha­ben die Bahn­kun­den trotz­dem einen Vor­teil. Denn die Ver­ein­ba­rung mit dem Preis­über­wa­cher sieht vor: Die Dif­fe­renz zwi­schen der Vor­ga­be von 30 Mil­lio­nen Fran­ken und den tat­säch­lich ge­währ­ten Ra­bat­ten muss ab Mit­te De­zem­ber da­zu ver­wen­det wer­den, die 9-Uhr-Ta­ges­kar­te in der 2. Klas­se um 50 Pro­zent zu ver­güns­ti­gen. Sie kos­tet dann nur 29 statt 58 Fran­ken — so lan­ge, bis der Fehl­be­trag kom­pen­siert ist.

Markus Fehlmann

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K-Tipp Nr. 11, 2015

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Der Kluge löst ins Ausland

Für eine Bahnreise im Inland ist ein Billett ins Ausland oft günstiger

Lötschberg Tunnel
Zug durch den Lötsch­berg: Basel↔Brig re­tour ko­stet für Voll­zah­ler 166 Franken
Lötschberg Tunnel
Zug durch den Lötsch­berg: Basel↔Brig re­tour ko­stet für Voll­zah­ler 166 Fran­ken
Lötschberg Tunnel
Zug durch den Lötschberg: Basel↔Brig retour kostet für Vollzahler 166 Franken
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Wer mit dem Zug von Ba­sel nach Brig fah­ren will, kauft am bes­ten gleich ein Bil­lett nach Mai­land. Das kos­tet we­ni­ger. Und ist kein Ein­zel­fall.

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Bahn­bil­let­te ins Wal­lis sind seit der Er­öff­nung des Löt­schberg-Ba­sis­tun­nels sehr teu­er. Voll­zah­ler müs­sen für ein Re­tour-Bil­lett zwei­ter Klas­se von Ba­sel nach Brig 166 Fran­ken hin­blät­tern.

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Wer schlau ist, zahlt al­ler­dings nicht ein­mal die Hälf­te.
Der Trick:
Auf www.sbb.ch nicht nur ein Bil­lett Ba­sel↔Brig, son­dern Ba­sel↔Mai­land lö­sen. Das ist schon vier Mo­na­te vor der Ab­rei­se mög­lich. Die Chan­ce ist da­her gross, dass Spar­bil­let­te er­hält­lich sind. Die­se kos­ten re­tour nur 48 Fran­ken. Also nicht ein­mal einen Drit­tel.

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Für die Strec­ke Ba­sel↔Brig ist mit viel Glück auch ein In­land-Spar­bil­lett (sie­he oben, Sei­te 10) zu fin­den. Doch auch die­ses ist noch teu­rer als das Spar­bil­lett nach Mai­land. Es kos­tet im bes­ten Fall 83 Fran­ken. Und: Es ist zur­zeit nur 14 Ta­ge im Vor­aus er­hält­lich. Bahn­kun­den ha­ben des­halb nur klei­ne Chan­cen, ein sol­ches Bil­lett zu er­gat­tern.

Preistabelle
Preistabelle
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Wie kommt es, dass ein Spar­bil­lett Ba­sel↔Brig teu­rer ist als ein Spar­bil­lett Ba­sel↔Mai­land (via Brig)? «Im na­tio­na­len Ver­kehr ha­ben ra­bat­tier­te, zug­ge­bun­de­ne Bil­let­te eine we­ni­ger lan­ge Tra­di­ti­on», sagt SBB-Spre­che­rin Lea Mey­er. Seit De­zem­ber 2014 sei­en die Ra­bat­te aber stark er­höht wor­den. Trotz­dem kön­ne es «in Ein­zel­fäl­len je nach der ver­füg­ba­ren Zahl von Bil­let­ten vor­kom­men, dass ein in­ter­na­tio­na­les Bil­lett güns­ti­ger ist als ein Bil­let im na­tio­na­len Ver­kehr».

Preistabelle
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Wer von Chur nach Ba­sel fah­ren möch­te, kauft am bes­ten ein Spar­bil­lett nach Frei­burg im Breis­gau für 62 Fran­ken. Ein Nor­mal­bil­lett Chur↔Ba­sel kos­tet mehr als das Dop­pel­te.

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Für die Rei­se von Zü­rich nach Lu­ga­no lohnt sich ein Spar­bil­lett nach Co­mo für 48 Fran­ken. Das Nor­mal­bil­lett Zü­rich↔Lu­ga­no kos­tet fast das Drei­fa­che.

Wer von Ba­sel aus nach Do­mo­dos­so­la fährt, kauft ein Spar­bil­lett nach Mai­land (48 Fran­ken). Das Nor­mal­bil­lett kos­tet fast das Vier­fa­che.

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Die Aus­land-Spar­bil­let­te ha­ben auch Nach­tei­le:

Sie sind per­sön­lich, al­so nicht über­trag­bar.

Sie sind wie die In­land-Spar­bil­let­te an einen be­stimm­ten Zug ge­bun­den.

Die Zahl de Aus­land-Spar­bil­let­te ist zwar be­schränkt, da­für sind sie aber weit im Vor­aus er­hält­lich: 90 (Deutsch­land, Frank­reich) bzw. 120 Ta­ge (Ita­li­en) vor der Rei­se.

Am Schal­ter ist eine Auf­trags­pau­scha­le von 10 Fran­ken pro Er­wach­se­nen und Rei­se fäl­lig. Al­so am bes­ten auf www.sbb.ch lö­sen.

Marco Diener

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K-Tipp Nr. 11, 2015

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«SBB üben Druck auf die Kun­den aus»

Swisspass: Die SBB ma­chen Halb­tax-Abo un­a­ttrak­ti­ver und er­schwe­ren Aus­stieg

Jeannine Pilloud
Jean­ni­ne Pil­loud, Che­fin SBB-Per­so­nen­ver­kehr: Die Chip­kar­te — der «Swiss­pass» — er­setzt Halb­tax und GA
Jeannine Pilloud
Jean­ni­ne Pil­loud, Che­fin SBB-Per­so­nen­ver­kehr: Die Chip­kar­te — der «Swiss­pass» — er­setzt Halb­tax und GA
Jeannine Pilloud
Jean­ni­ne Pil­loud, Che­fin SBB-Per­so­nen­ver­kehr: Die Chip­kar­te — der «Swiss­pass» — er­setzt Halb­tax und GA

Ab August gibt es Ge­ne­ral- und Halb­tax­abos nur noch als «Swiss­pass». Fol­gen für die Kun­den: Die Kos­ten fürs Halb­tax stei­gen, es wird auto­ma­tisch ver­län­gert — und das Klein­ge­druck­te ist eine Zu­mu­tung. Die SBB be­we­gen sich da­mit auch recht­lich auf einem schma­len Grat.

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Ab August gibt es Ge­ne­ral- und Halb­tax­abos nur noch als «Swiss­pass». Fol­gen für die Kun­den: Die Kos­ten fürs Halb­tax stei­gen, es wird auto­ma­tisch ver­län­gert — und das Klein­ge­druck­te ist eine Zu­mu­tung. Die SBB be­we­gen sich da­mit auch recht­lich auf einem schma­len Grat.

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Wer im Sommer den neu­en «Swiss­pass» kauft, sieht nicht mehr, bis wann das Halb­tax oder Ge­ne­ral­abo gül­tig ist. Denn die Gül­tig­keit ist nicht mehr fix. Das Abo ver­län­gert sich laut All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) auto­ma­tisch — aus­ser man kün­digt es. So zwin­gen die SBB die Rei­sen­den zum naht­lo­sen Er­neu­ern. Und wer die recht­zei­ti­ge Kün­di­gung ver­passt, ist ein wei­te­res Jahr Abo­kun­de.

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Zu­dem wird das Halb­tax teu­rer: Bis­her kos­te­te es für drei Jah­re 450, für zwei Jah­re 330 Fran­ken und für ein Jahr 175 Fran­ken. Die ver­güns­tig­ten Zwei- und Drei­jah­res-Abos wer­den ab­ge­schafft. Ab August 2016 wird der Halb­tax-Swiss­pass fix 185 Fran­ken jähr­lich kos­ten. Bis da­hin gibt es eine «Ein­stei­ger­ak­ti­on» für 165 Fran­ken. Wer den Swiss­pass ver­liert, zahlt 30 Fran­ken für eine neue Kar­te.

GA und Halb­tax: Im Aus­land brauchts zu­sätz­li­ch eine Ra­batt­kar­te
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Auf dem neu­en elek­tro­ni­schen Swiss­pass fehlt das Ab­lauf­da­tum. Die Kon­trol­leu­re prü­fen die Gül­tig­keit des Abos mit einem Le­se­ge­rät. Doch die aus­län­di­schen Kon­trol­leu­re ha­ben kei­ne sol­chen Ge­rä­te. Das be­deu­tet für Rei­sen­de, die dank GA oder Halb­tax ein um 25 Pro­zent er­mäs­sig­tes Tic­ket nach Deutsch­land oder Öster­reich ge­kauft ha­ben, dass sie zu­sätz­lich eine Ra­batt­kar­te in Pa­pier­form brau­chen. Die­se er­hal­ten sie gra­tis — beim Kauf des Swiss­pass oder an einem Bil­lett-Schal­ter in der Schweiz. Es gibt kei­ne Mög­lich­keit, die Ra­batt­kar­te erst im Aus­land zu be­zie­hen.
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Bonuscard kostet neu 60 Franken im Jahr

Die kos­ten­lo­se Kre­dit­kar­te «Bo­nus­card» zum GA und zum Halb­tax gibt es nicht mehr (K-Tipp 9/2015). Wer sie be­hal­ten will, zahlt pro Jahr eine Ge­bühr von 60 Fran­ken.

So­wohl das Ge­ne­ral- als auch das Halb­tax­abon­ne­ment kann man nur noch auf un­be­stimm­te Dau­er kau­fen:

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   Die Min­dest­dau­er fürs GA be­trägt 4 Mo­na­te. Da­nach ist es mit einer Frist von einem Mo­nat auf En­de des näch­sten Abo-Mo­nats künd­bar.

   Das Halb­tax kann nur ein­mal im Jahr ge­kün­digt wer­den — auf das En­de der Jah­res­lauf­zeit. Wer die­sen Zeit­punkt ver­passt, muss für ein wei­te­res Jahr zah­len.

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Rechts­pro­fes­sor Pas­cal Pi­chon­naz von der Uni­ver­si­tät Frei­burg sagt da­zu: «Die SBB woll­ten mit den neu­en Ver­trags­be­din­gun­gen of­fen­bar Druck auf die Kun­den aus­üben, da­mit die­se ihr Halb­tax-Abo ein­fach wei­ter­lau­fen las­sen.» Und: Es sei un­klar, ob und wann die Kun­den vor der auto­ma­ti­schen Ver­län­ge­rung ge­warnt wür­den. Eine sol­che War­nung sei aber wich­tig. An­dern­falls, so die An­sicht des Frei­bur­ger Rechts­ex­per­ten, wä­re die auto­ma­ti­sche Abo-Ver­län­ge­rungs­klau­sel im Klein­ge­druck­ten wohl miss­bräuch­lich.

AGB-Spe­zia­list Ar­nold Rusch ist Pri­vat­do­zent an der Uni­ver­si­tät Zü­rich. Auch er ist der An­sicht, dass die SBB die Kun­din­nen und Kun­den früh­zei­tig auf die Not­wen­dig­keit der Abo-Kün­di­gung hin­wei­sen müss­ten. Auf der Ho­me­pa­ge der SBB ist zu le­sen, dass die Kun­den mit der Rech­nung auf den Kün­di­gungs­ter­min auf­merk­sam ge­macht wür­den. Ar­nold Rusch: «Al­ler­dings steht in den AGB nichts da­von.»

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Die SBB se­hen kein Prob­lem: «Der Kun­de bzw. die Kun­din wird recht­zei­tig in­for­miert, auf wel­chen Ter­min das Halb­tax ge­kün­digt wer­den kann», ver­spricht Spre­cher Re­to Schär­li. Die Kün­di­gung sei per In­ter­net oder bei je­der Ver­kaufs­stel­le mög­lich.

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Sibilla Bondolfi

Nicht kun­den­freund­lich: Das klein­ge­druck­te der SBB

Swisspass
Swisspass
Swisspass

Die SBB veröf­fent­lich­ten vor kur­zem die neu­en All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) zu Halb­tax- und Ge­ne­ral­abo. Der K-Tipp hat sie mit Rechts­ex­per­ten durch­ge­se­hen. Fa­zit: Vie­le är­ger­li­che, un­kla­re und prob­le­ma­ti­sche Klau­seln. Eini­ge Bei­spie­le:

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Kun­den müs­sen den SBB neu eine Ad­ress­än­de­rung in­nert 15 Ta­gen mel­den.

Wenn je­mand nicht recht­zei­tig zahlt, wird das Abo in­nert eines Mo­nats ge­sperrt.

Der Strec­ken-Gel­tungs­be­reich von GA und Halb­tax kann zu­dem je­der­zeit ein­sei­tig durch die SBB ge­än­dert wer­den.


Unklare Klauseln:

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Bei Ver­lust oder Dieb­stahl des Swiss­pass' wird er nur ge­gen eine Ge­bühr er­setzt.

In den AGB steht nicht, wie hoch die­se Ge­bühr ist. Laut Ho­me­pa­ge sind es 30 Fran­ken.

Im In­kas­so­fall könn­en zu­sätz­li­che Be­ar­bei­tungs­ge­büh­ren an­fal­len.

Es ist über­haupt nicht klar, wo­für und in wel­cher Hö­he die­se Ge­büh­ren ge­schul­det sind. Al­so ist die­se Be­stim­mung un­wirk­sam.


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Problematische Klauseln:

Kun­den ge­ra­ten so­fort — al­so oh­ne Mah­nung — in Ver­zug, wenn sie nicht recht­zei­tig zah­len. Für eine Mah­nung ver­lan­gen die SBB 15 Fran­ken. Im In­kas­so­fall kön­nen laut AGB zu­sätz­lich ein Zins von 5 Pro­zent ab Fäl­lig­keit und Be­ar­bei­tungs­ge­büh­ren an­fal­len.

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Nor­ma­ler­wei­se ge­rät ein Kun­de in Ver­zug, wenn der Gläu­bi­ger ihn mahnt. Erst dann ist ein Ver­zugs­zins ge­schul­det. Der SBB-Ver­trag än­dert hier die ge­setz­li­che Re­ge­lung zum Nach­teil der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten. Laut Rechts­pro­fes­sor Pas­cal Pi­chon­naz von der Uni Frei­burg ist es prob­le­ma­tisch, dass Kun­den mit die­ser Be­stim­mung auch in Ver­zug ge­ra­ten kön­nen, wenn sie das Abon­ne­ment nicht recht­zei­tig ge­kün­digt ha­ben.

Die SBB kön­nen Da­ten für Mar­ke­ting­zwec­ke be­ar­bei­ten und an Drit­te wei­ter­ge­ben.

Nor­ma­ler­wei­se ge­rät ein Kun­de in Ver­zug, wenn der Gläu­bi­ger ihn mahnt. Erst dann ist ein Ver­zugs­zins ge­schul­det. Der SBB-Ver­trag än­dert hier die ge­setz­li­che Re­ge­lung zum Nach­teil der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten. Laut Rechts­pro­fes­sor Pas­cal Pi­chon­naz von der Uni Frei­burg ist es prob­le­ma­tisch, dass Kun­den mit die­ser Be­stim­mung auch in Ver­zug ge­ra­ten kön­nen, wenn sie das Abon­ne­ment nicht recht­zei­tig ge­kün­digt ha­ben.

Die SBB kön­nen Da­ten für Mar­ke­ting­zwec­ke be­ar­bei­ten und an Drit­te wei­ter­ge­ben.

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Ge­mäss Ge­setz kann je­der­mann die Be­ar­bei­tung sei­ner Da­ten ver­bie­ten. Laut Da­ten­schutz­ge­setz ist die Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son erst gül­tig, wenn sie nach an­ge­mes­se­ner In­for­ma­ti­on frei­wil­lig er­folgt. Von Frei­wil­lig­keit kann nicht die Re­de sein, wenn die Be­trof­fe­nen kein GA oder Halb­tax er­hal­ten, oh­ne die­se Klau­sel zu un­ter­schrei­ben.

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Dem K-Tipp sag­te SBB- Spre­cher Re­to Schär­li, Rei­sen­de könn­ten den SBB je­der­zeit schrift­lich mit tei­len, dass sie die Be­ar­bei­tung ih­rer Da­ten zu Mar­ke­ting­zwec­ken ver­bie­ten.

Wer sein Halb­tax nicht naht­los er­neu­ert, ver­liert einen all­fäl­li­gen Ra­batt­an­spruch.

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Pas­cal Pi­chon­naz hat auch bei die­ser Klau­sel Be­den­ken. «Ein ge­kün­dig­ter Ver­trag kann kei­ne Wir­kung auf die Zu­kunft ha­ben.» Weil die Klau­sel un­gül­tig sei, wir­ke sie eigent­lich nur als «Ab­schreck-Klau­sel», die die Kun­den vom Pau­sie­ren ab­hal­ten wol­le. Bis­her er­neu­er­ten je­weils 40 Pro­zent der Kun­den ihr Halb­tax-Abo nicht naht­los, so die SBB. Schär­li gibt zu: «Der öf­fent­li­che Ver­kehr ver­dient mehr Geld durch Kun­den, die es naht­los er­neu­ern.»


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Sehr Prob­le­ma­ti­sche Klauseln:

Der Kun­de ver­pflich­tet sich zur Zah­lung «sämt­li­cher For­de­run­gen».

Da­mit er­tei­len Kun­den den SBB einen Frei­pass. Die­se Klau­sel ist recht­lich un­wirk­sam.

Un­ter­schied­li­che Kün­di­gungs­fris­ten für SBB und Kun­den: Die Bun­des­bah­nen selbst be­hal­ten sich in den AGB das Recht vor, das GA oder Halb­tax «in be­grün­de­ten Fäl­len» je­der­zeit zu kün­di­gen.

Un­ter­schied­li­che Kün­di­gungs­fris­ten für SBB und Kun­den: Die Bun­des­bah­nen selbst be­hal­ten sich in den AGB das Recht vor, das GA oder Halb­tax «in be­grün­de­ten Fäl­len» je­der­zeit zu kün­di­gen.

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Beim Halb­tax be­deu­tet das: Kun­den kön­nen ein­mal im Jahr kün­di­gen, die SBB je­der­zeit. Die­ses Un­gleich­ge­wicht ist laut Pas­cal Pi­chon­naz «prob­le­ma­tisch». Oh­ne Ge­richts­ur­teil sei es zwar schwie­rig zu sa­gen, dass die­se Be­stim­mung miss­bräuch­lich und da­mit ge­set­zes­wid­rig sei. «Sie liegt aber si­cher in einer Grau­zo­ne.»

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Wenn die SBB den Swiss­pass kün­di­gen, gibt es kei­ne Rück­er­stat­tung für die nicht be­nutz­ten Mo­na­te. Eine Pro-rata-Er­stat­tung er­folgt nur bei ärzt­lich be­stä­tig­ter Rei­se­un­fä­hig­keit oder wenn der Abon­nent stirbt.

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Die SBB kön­nen dem Swiss­pass-Be­sit­zer al­so nicht nur je­der­zeit kün­di­gen, sie müs­sen das er­hal­te­ne Geld nicht ein­mal an­teils­mäs­sig rück­er­stat­ten. Pas­cal Pi­chon­naz kri­ti­siert zu­dem, dass «ein Weg­zug ins Aus­land nicht als Rück­er­stat­tungs­grund zählt». Laut Bun­des­ge­richt müs­se eine aus­ser­ter­min­li­che Kün­di­gung aus wich­ti­gem Grund mög­lich sein und ein Um­zug ins Aus­land kön­ne durch­aus ein sol­cher Grund sein.

Laut AGB muss der Kun­de kün­di­gen, wenn er mit einer Än­de­rung der Ta­ri­fe oder ge­än­der­ten AGB nicht ein­ver­stan­den ist.

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Das wi­der­spricht dem Ge­setz: Wenn die SBB eine Ver­trags­än­de­rung an­stre­ben und der Kun­de nicht ein­ver­stan­den ist, müs­sen die SBB kün­di­gen. Bis zu die­sem Zeit­punkt gilt der al­te Ver­trag.

Die SBB nah­men zu den Vor­wür­fen des K-Tipp so Stel­lung:

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«Aus un­se­rer Sicht ent­hal­ten die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen kei­ne In­hal­te, die der Kun­de so nicht er­war­ten muss», sagt Re­to Schär­li. Und: «Die AGB schaf­fen in strit­ti­gen Fäl­len Klar­heit und stel­len in die­sen Fäl­len si­cher, dass die Ein­nah­men für das ÖV-Sys­tem der Schweiz ge­si­chert wer­den.»

Sibilla Bondolfi

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