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K-Tipp Nr. 1, 2016

Postauto: Busse trotz gültigem Billett

Der Bus­be­trieb zeigt sich auch bei eige­nen Feh­lern nicht ku­lant

Y. Ambühl
Yokasta Ambühl-Vilorio: «Ich hatte ein gültiges Billett»  —  ARNO BAL ZARINI
Y. Ambühl
Yokasta Am­bühl-Vi­lo­rio: «Ich hat­te ein gül­ti­ges Bil­lett»  —  AR­NO BAL ZA­RI­NI
Y. Ambühl
Yokasta Am­bühl-Vi­lo­rio: «Ich hat­te ein gül­ti­ges Bil­lett»  —  AR­NO BAL ZA­RI­NI

TOP In Post­autos wer­den die Tic­kets nur noch stich­pro­ben­wei­se kon­trol­liert. Wer sein Bil­lett beim Chauf­feur kau­fen will, muss mit teu­ren Miss­ver­ständ­nis­sen rech­nen.

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Yo­ka­sta Am­bühl-Vi­lo­rio aus Trim­mis GR stieg am Bahn­hof Chur mit vol­lem Ein­kauf­trol­ley in ein Post­auto. Sie be­fes­tig­te ihn in der Mit­te des Post­autos mit einem Roll­stuhl­gurt, da­mit er wäh­rend der Fahrt nicht um­kippt. Da­nach woll­te sie beim Chauf­feur ein Tic­ket lö­sen. Weil der Bus be­reits an­ge­fah­ren war, muss­te sie kurz war­ten. An der näch­sten Hal­te­stel­le er­hielt sie das ge­wünsch­te Tic­ket. Als Am­bühl sich setz­te, wur­de sie trotz gül­ti­gem Fahr­schein vom Kon­trol­leur ge­büsst. Be­grün­dung: Die Bil­lett­kon­trol­le ha­be im hin­te­ren Teil des Bus­ses be­reits be­gon­nen, als sie ihr Bil­lett ge­löst ha­be.

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Fah­rer über­hör­te Kon­troll­an­sage

Yo­ka­sta Am­bühl-Vi­lo­rio pro­tes­tier­te schrift­lich bei der Post­auto Schweiz. Die­se ant­wor­te­te: Der Chauf­feur ha­be ihr «fälsch­li­cher­wei­se ein Bil­lett aus­ge­hän­digt». Nach Kon­troll­be­ginn dürf­ten kei­ne Tic­kets mehr ver­kauft wer­den. «Lei­der über­hör­te wohl der Bus­chauf­feur die Kon­troll­an­sa­ge», heisst es im Brief.

Un­glaub­lich: Die Post­auto Schweiz AG or­tet den Feh­ler zwar beim Bus­chauf­feur, be­steht aber gleich­zei­tig ge­gen­über der Kun­din auf der Bus­se.

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Die Post­auto Schweiz AG stell­te sich auch nach der In­ter­ven­ti­on des K−Tipp stur. Am­bühl sei ins Post­auto ge­stie­gen und ha­be län­ger als eine Hal­te­stel­le zu­ge­war­tet, um zum Fah­rer zu ge­hen, be­haup­tet sie. So­mit ha­be sie für den ers­ten Teil der Strec­ke kein Tic­ket be­ses­sen. Des­halb müs­se sie die Bus­se zah­len. Am­bühl är­gert sich: «Ich bin noch nie schwarz­ge­fah­ren und hat­te auch die­ses Mal ein gül­ti­ges Bil­lett!» Trotz­dem hat sie die Bus­se be­zahlt, um kei­ne Be­trei­bung zu ris­kie­ren.

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Wei­te­rer Fall: Bil­lett lö­sen un­mög­lich

Yo­ka­sta Am­bühl-Vi­lo­rio ist kein Ein­zel­fall: Im «Bie­ler Tag­blatt» schil­der­te eine Le­ser­brief­schrei­be­rin einen ähn­li­chen Vor­fall. Eine Pas­sa­gie­rin woll­te beim Chauf­feur ein Bil­lett lö­sen, doch die­ser war in ein Ge­spräch mit einem Mann ver­tieft. Die Frau ha­be sich des­halb kurz ge­setzt, die Re­ka-Schecks zur Be­zah­lung in der Hand. Nach­dem der Bus­chauf­feur sei­ne Un­ter­hal­tung be­en­det hat­te, fuhr er los. Bei sei­nem Ge­sprächs­part­ner hat­te es sich um einen Kon­trol­leur ge­han­delt. Die­ser büss­te die Kun­din, ob­wohl sie be­teuer­te, dass sie ein Bil­lett hat­te lö­sen wol­len.

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Post­auto Schweiz AG er­klärt auf An­fra­ge des K−Tipp, man habe von die­sem Fall kei­ne Kennt­nis: «Soll­te es sich aber wie ge­schil­dert zu­ge­tra­gen ha­ben, möch­ten wir für das Ver­hal­ten des Kon­trol­leurs um Ent­schul­di­gung bit­ten», sagt Spre­cher Urs Bloch.

«Di­rekt zum Chauf­feur ge­hen»

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Auch Post­auto Schweiz scheint die Ge­fahr von Miss­ver­ständ­nis­sen be­wusst zu sein. Sie schrieb Am­bühl: «Um künf­tig sol­che Vor­fäl­le zu ver­mei­den, bit­ten wir Sie, im­mer direkt nach dem Be­fes­ti­gen des Wa­gens zum Bus­chauf­feur zu ge­hen, um ein Bil­lett zu lö­sen. Soll­te dies nicht mög­lich sein, ist der Bus­chauf­feur un­ver­züg­lich an­zu­spre­chen, um ihn dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Sie noch einen kur­zen Mo­ment be­nö­ti­gen, um den Wa­gen zu si­chern, und da­nach ein Bil­lett lö­sen wer­den.»

Am­bühl hat sich für eine ein­fa­che­re Lö­sung ent­schie­den: Sie wird sich zu­künf­tig nach dem Ein­kau­fen von ih­rem Ehe­mann mit Auto ab­ho­len las­sen.

Sibilla Bondolfi

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