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26 Millionen Franken wollte der Bund aufwenden, um das Auszahlungssystem für die Arbeitslosenkasse neu zu programmieren. Im Jahr 2013 wurde das Informatikprojekt namens Asal im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) lanciert, den Auftrag erhielt die IT-Firma CSC. Nun wird das Projekt definitiv gestoppt, wie das Seco gestern mitgeteilt hat.
Das Ende kommt nicht überraschend (der TA berichtete). Bereits im vergangenen Sommer hatte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) erhebliche Probleme und Risiken ausgemacht. Unter anderem wiesen die Prüfer darauf hin, dass der Projektleiter kaum Erfahrung in der Abwicklung grosser Projekte habe und auf umfangreiche externe Hilfe angewiesen sei was hohe Kosten verursache und Abhängigkeiten schaffe.
Weiter bemängelte die EFK, dass die IT-Firma bereits erste Module der Software geliefert hatte, obschon das Seco noch in der Konzeptphase steckte. Die Funktionalität der Software konnte erst zu einem späteren Zeitpunkt geprüft werden. Wie der «Tages-Anzeiger» im Frühling publik gemacht hat, offenbarten die Tests gröbere Mängel. Der Programmiercode der gelieferten Module konnte zum grössten Teil nicht weiterverwendet werden.
Boris Zürcher, der Leiter der Direktion für Arbeit im Seco und Präsident der Aufsichtskommission für den Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherungen, will auf Anfrage keine Schuldigen für das Debakel benennen: «Die Komplexität und die Risiken des Projekts wurden von uns wie auch vom Lieferanten unterschätzt.» Das habe dazu geführt, dass Termine verpasst und die Qualität nicht gestimmt habe: «Das Projekt geriet schleichend in Schieflage», sagt Zürcher.
Dank der engen Begleitung des Vorhabens — es handelte sich um ein IKT-Schlüsselprojekt des Bundes, das von der Finanzkontrolle durchleuchtet wurde — habe man rechtzeitig WarnÂsignale erhalten. Das Seco gab schliesslich zusammen mit der CSC bei einer externen Firma ein Gutachten in Auftrag. Diese stellte fest, dass das Millionenprojekt zwar grundsätzlich realisiert werden könnte, aber enorme Risiken bestünden: «Nüchtern betrachtet, konnten wir die Risiken nicht mehr vertreten», sagt Zürcher. Das Projekt war in derjenigen Seco-Abteilung angesiedelt, die von der letztes Jahr aufgedeckten Korruptionsaffäre betroffen war.
Der Projektabbruch kostet die Arbeitslosenversicherung «mehrere Hunderttausend Franken». Man habe sich einvernehmlich über die Modalitäten mit der Firma CSC geeinigt, heisst es im Communiqué. Gemäss Boris Zürcher tragen der Bund und die Firma CSC den Schaden je etwa zur Hälfte. Der Bund verzichtet auf die Rückforderung von bereits geleisteten Zahlungen ein tiefer einstelliger Millionenbetrag. Gewisse Projektergebnisse könnten zwar nicht unmittelbar, aber allenfalls in Zukunft genutzt werden, sagt Zürcher.
Die Firma CSC schreibt ebenfalls gewisse Leistungen ab. Nähere Angaben zur Einigung gibt das Seco mit dem Hinweis auf Geschäftsgeheimnisse nicht bekannt. Zürcher betont, dass man mit der CSC nicht im Streit auseinandergegangen sei: Ziel sei eine möglichst gütliche Einigung gewesen. Denn: Das Seco bleibt auf das IT-Unternehmen angewiesen. Die CSC ist für die Wartung der aktuellen Software verantwortlich. Sie garantiert nun, diese bis 2021 sicherzustellen. Auch die CSC dürfte an einer gütlichen Einigung interessiert gewesen sein, da sie noch diverse andere Informatikprojekte in der Bundesverwaltung betreut.
Im April 2016 hätte die neue Software eingeführt werden sollen. Daraus wird nun also nichts der Ersatz bleibt aber ein Thema. Die Ausgleichsstelle werde für die Arbeitslosenversicherung bis zum ersten Quartal erneut Lösungsvarianten evaluieren, dies im Rahmen einer «Neuformulierung der IT-Strategie». Die Auszahlung der Arbeitslosentaggelder an die Versicherten sei weiterhin jederzeit gewährleistet.
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Powered by | Stand: 16. August 2015 | © Tages Anzeiger |